Im Allgemeinen ist es üblich, dass Gasthäuser und Restaurants eines Dorfes oder einer Stadt einen unverwechselbaren individuellen Namen tragen.
Diese einladenden Wirtshaus – Transparente sind im gleichen Ort einmalig, wiederholen sich aber in anderen Gemeinde und Städten. So findet man oft „Zur Glocke“, „Zum Lamm“, „Zur Post“, „Zur Linde“ usw.
Meist sind die Namen für die Gasthäuser, Restaurants und Hotels an Personen oder bemerkenswerte Begebenheiten gebunden. Im Stadtgebiet St. Ingbert zählte man Ende der 80er Jahre 130 individuelle Namen für die Gastronomiebetriebe.
Ein Name, wie es in Rohrbach gibt, dürfte allerdings in der deutschen Gastronomie und wahrscheinlich darüber hinaus, einmalig sein: „Gasthaus Persil“.
Wie das „Persil“ zu dem bekannten Waschmittelnamen kam, soll hier erläutert werden.
Johann Badar war Bäcker und führte noch eine Spezerei (Gemischtwarenladen). Er war der Schwiegervater von Andreas Deckarm (Persil), der dessen Tochter Anna Badar 1910 heiratete. Mehrmals wurde das Anwesen Badar – Deckarm umgebaut.

Aus einer alten Katasterkarte ist zu ersehen, dass das Anwesen ursprünglich ca. 10 m von der Kaiserstraße zurück stand. Die Vorderfront des Hauses befand sich dort, wo der heutige Gastraum zum Hof hin endet, berichtete Andreas Deckarm Ende der 50er Jahre dem 2015 verstorbenen Rohrbacher Lokalreporter Albert Senzig. Erst 1889 wurde das Haus zur Kaiserstraße hin vorgebaut und erhielt das Aussehen, wie es das Bild aus dem Jahr 1913 darstellt -(siehe oben).
Im Jahr 1924 ließ Andreas Deckarm ein weiteres Stockwerk auf das Haus bauen und das charakteristische Ecktürmchen anbringen. Damit erhielt das Haus sein heutiges Aussehen.

In seinem Gespräch mit Albert Senzig erzählte Andreas Deckarm, dass sich vor dem ursprünglichen Anwesen des „Persil“ ein freier Platz befunden haben, auf dem zur Kirmeszeit die Reitschule aufgebaut war. Vor dem zweiten Fenster auf der Ostseite zur Spieserstraße (siehe das Foto von 1940) stand ein Ziehbrunnen.
Aber wie kam es eigentlich zu dem einmaligen und ungewöhnlichen Namen „Persil“ ?
In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es in Rohrbach einen Italiener, namens Damonti, der hier allgemein „Italiener Krischan“ genannt wurde. Er war Maurer und hatte die Gepflogenheit, um 10 Uhr eine Frühstückspause zu machen und im Cafe Deckarm sein Brötchen und ein Gläschen Wein zu verzehren.

Er war sehr leutselig, in Rohrbach allseits bekannt und wenn man ihn auf seinem Weg zur Frühstückspause fragte: „Wo gehscht du hin ?“, dann gab der Krischan zur Antwort: „Da, Cafe Persil“ und zeigte dabei auf die Bäckerei und das Cafe Deckarm. Er deutete das einladende Schild im Fenster des Hauses, auf dem „Cafe“ stand und die etwas tiefer angebrachte Reklametafel für das Waschmittel „Persil“, als den Namen des Cafes.

Um 1940 wurde das große Transparent (siehe Titelfoto) mit der Aufschrift Cafe Persil während des zweiten Weltkriegs zerstört und später nicht mehr erneuert. Der Name Cafe Persil wurde aber beibehalten

Noch eine besondere Begebenheit soll im Zusammenhang mit dem „Cafe Persil“ erzählt werden. Heinrich Best, bei den alten Rohrbachern noch unter dem Namen „Donne“ bekannt, malte aus Spaß für den Fastnachtssonntag 1924 ein Plakat mit dem Schriftzug „Cafe Persil“.

Dies war dann die Geburtsstunde des „Cafe Persil“. Die Henkelwerke in Düsseldorf hörten von der originellen Reklame für ihr Waschmittel und kamen mit Herrn Deckarm überein, auf der Giebelseite des Hauses eine große Persilreklame zu malen.
Kurz danach wurde auch ein Transparent am Gasthaus aufgehängt, auf dem in großen Lettern von oben nach unten das Wort PERSIL stand.
Andreas Deckarm erhielt dafür alljährlich von den Henkelwerken in Düsseldorf 100 Päckchen Waschpulver Persil.
Zentral gelegen in der Dorfmitte an der „Drehscheibe“, war das Gasthaus viele Jahre mit seinem „Sälchen“ Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen an Fastnacht oder an der Kirmes. Diverse Veranstaltungen unter dem Jahr wie Frühlingsfeste, Schlachtfest oder Neujahrsbälle zogen viele Gäste an. In jeder Fastnachssession fanden Kappensitzungen, Hausbälle und Prinzenproklamationen im „Sälchen“ statt. Dazu immer wieder Livemusik mit der in Rohrbach bestens bekannten Kapelle „Sonny Boys“.
Für den Männerchor 1860 Rohrbach war das Gasthaus Persil lange Jahre Vereins- und Probelokal. Auch der Pfälzerwaldverein nutzte das Gasthaus Persil als Vereinslokal bis zum Bau der Pfälzerwaldhütte auf dem Kahlenberg. Andreas Deckarm war Gründungsmitglied des Rohrbacher Pfälzerwaldvereins.
Bis 1954 führte Andreas Deckarm mit seiner zweiten Ehefrau Mathilde geb. Bettinger (seine erste Ehefrau Anna geb. Badar war bereits 1925 verstorben) das Gasthaus Persil.
Am Pfingstsamstag, dem 05. Juni 1954 übernahm sein Sohn, der Bäckermeister Mathias Deckarm mit seiner Ehefrau Martha geb. Jungfleisch, die Gastwirtschaft, zusätzlich zu seiner Bäckerei.
Die neuen Inhaber Mathias und Martha Deckarm hatten sich zusammen mit ihren Töchtern Beate, Ilse und ihrem Sohn Franz das Ziel gesetzt, die bisherige Dorfkneipe zu einem Speiselokal mit einem für die damalige Zeit ansprechendem Niveau umzugestalten. Mit der Einstellung einer Köchin startete das Unterfangen äußerst erfolgreich. Schnell hatte sich die Qualität und die kundenfreundliche Bedienung herumgesprochen, sodass viele Monteure und Besucher der Firma Heckel oder Vertreter, die in Rohrbach unterwegs waren, zu Stammgästen wurden.
Auch bei kirchlichen Anlässen wie z.B. Glockenweihe, Einweihung der St. Konradskirche oder sonstigen Besuchen von katholischen Würdenträgern durfte man zahlreiche Gäste bewirten.





Stammtische im Gasthaus Persil




Aus gesundheitlichen Gründen gaben Martha und Mathias Deckarm Anfang des Jahres 1964 die Gastwirtschaft auf. Nach dem Tod von Andreas Deckarm (de alt Persil) wurde das Gebäude unter den Brüdern Josef und Mathias aufgeteilt. Josef Deckarm gehörte nun die Gaststätte während Mathias Deckarm die Bäckerei übernahm und sie zur Konditorei mit Tagescafe umbaute. Es ging ein lang gehegter Wunsch von Martha Deckarm in Erfüllung.
Das Cafe Persil wurde bis 1972 von Martha und Mathias Deckarm geführt. Danach übernahm es ihr Sohn Franz (Persils Franz) bis 1981. Von 1981 bis 1985 wurde es an verschiedene Inhaber vermietet.
Im Jahr 1985 endete endgültig die Ära Deckarm (Persil)

Ebenso hatte die Gastwirtschaft seit 1964 verschiedene Pächter.
Heute bleiben in Rohrbach nur noch Erinnerungen an eine Gastwirtschaft mit einem einmaligen Namen.
Den Namen Persil trägt das Lokal schon seit ein paar Jahren nicht mehr.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Ilse Rohe, Franz Deckarm, Georg Dusemond, Horst Diehl, Walter Gehring und den Rohrbacher Heimatfreunden.
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