
Höhepunkte auf kirchlichem Gebiet in Rohrbach waren im 19. Jahrhundert die Erhebung zu einer katholischen Pfarrei, deren Sprengel die ganze Ortschaft samt Glashütterhof und Rohrbacher Mühle umfasste, und die Erbauung der Kirche St. Johannes.
Die wichtigsten Daten in diesem Zusammenhang seien vorab mitgeteilt:
Die Grundsteinlegung der Kirche St. Johannes erfolgte am 18. Oktober 1891, die Benediktion des Gotteshauses am 24. Dezember 1893. Der Pfarreierhebung ging ein Bittgesuch der Gemeinde und des „Fabrikraths“ (heute Pfarrverwaltungsrat) Rohrbach voraus. Am 23. April 1895 genehmigte das Staatsoberhaupt des Königreiches Bayerns (wozu unsere Region damals gehörte) den Pfarreistatus, das Ordinariat Speyer kanonisierte die neue Pfarrei am 11. Mai 1895.
Rohrbach gehörte vor der Pfarreierhebung zur Pfarrei St. Ingbert, man nahm ganz selbstverständlich am kirchlichen Leben in St. Ingbert teil, besuchte die Engelbertskirche, begrub die Toten auf dem gemeinsamen „Gottesacker“ an der Kirche. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts entwickelten sich jedoch in Rohrbach Bestrebungen, aus dem Pfarrverband auszuscheiden. 1819/20 erhielt Rohrbach das Recht zur Anlegung einer eigenen Begräbnisstätte, es entstand der heutige Friedhof. 1849 tauchte der Wunsch nach einer eigenen Kirche im Ort auf. Es hieß im Antrag auf Errichtung einer eigenen Bürgermeisterei, damit könne dem „Bedürfnis nach einer eigenen Kirche“ eher entsprochen werden, so ließe sich ein Ansparen leichter organisieren. 1863 wurde das Vorhaben umgesetzt und ein Kirchenbauverein gegründet. Die monatlichen Haussammlungen ergaben bis 1868 den Betrag von 4 040 Gulden; das war aber bei weitem nicht ausreichend, um von der Regierung in Speyer die Erlaubnis zum Bau eines eigenen Gotteshauses zu erhalten.
Das Vorhaben stagnierte. Bewegung kam in die Angelegenheit durch das fortgesetzte Bevölkerungswachstum. Die Einwohnerzahl Rohrbachs stieg 1885 auf 1327 an, fast eine Doppelung war damit gegenüber 1849 eingetreten. Die Mutterpfarrei St. Ingbert wuchs zusammen mit Rohrbach auf insgesamt 10 336 Katholiken – aber nur eine Kirche stand zur Verfügung, die im Jahr 1755 erbaute Engelbertskirche.
Was für Probleme das ergab, wird aus dem Bericht eines Mädchens aus Rohrbach deutlich, das im Jahr 1875 die erste hl. Kommunion in der Engelbertskirche empfing. Am Weißen Sonntag, so erzählte es später ihrem Sohn Anton Betz, brauchten die Kommunionkinder nicht zu Fuß nach St.Ingbert zu gehen. An diesem Tag fuhr sie ein Pferdewagen. Als die Rohrbacher kamen, war die Engelbertskirche schon brechend voll. Die Einheimischen erhoben an diesem Tag mehr denn je Anspruch auf ihre Kirche. So mussten “die lästigen Rohrbacher” alle mal wieder stehen, den Kommunionkindern waren Sitzplätze auf der steinernen Treppe der Kommunionbank zugewiesen. Das Gedränge in der Kirche war keine Ausnahme. Mit der Zeit begannen auch die weltlichen und kirchlichen Behörden einzusehen, dass es so nicht mehr weitergehen könne. Und so entstand der Gedanke, die Rohrbacher zu einem Teil aus der St. Ingberter Pfarrei auszugliedern und ihnen in ihrem eigenen Ort begrenzte kirchliche Dienste, z. B. Gottesdienste, anzubieten. Rohrbach erhielt, wie es damals hieß, den Status einer „Filiale“.
In einem leerstehenden Saal des Wiesentalschulhauses, das 1880 eingeweiht worden war, fand am 15. Januar 1885 der erste Gottesdienst statt. Pfarrer Dengel von St. Ingbert schrieb an das Ordinariat, an 400 Personen hätten an ihm teilgenommen

Fortan wurde Rohrbach als „Filiale der Ingberter Pfarrei“ geführt. Dies war ein bedeutsamer Schritt in Richtung Pfarreierhebung. Denn kirchliche Organisationen, wie sie zu einer Pfarrei gehörten, konnten sich jetzt auch in Rohrbach etablieren: Ein Fabrikrat – und ein Jahr darauf, 1886, ein Cäcilienverein (der erste Chorleiter – Lehrer Georg Michel).
Rohrbach begnügte sich nicht mit dem erreichten Zustand. Unter Bürgermeister Urban Jacob (1875-1893) wurde – nach dem Scheitern eines ersten Versuches zur Zeit des Kulturkampfes, den Pfarreistatus zu erlangen – mit großer Energie das Vorhaben einer eigenen Pfarrei weiterverfolgt. Ohne eine eigene Kirche gehe das nicht, war aus München mitgeteilt worden. Also konzentrierte man sich jetzt voll und ganz auf dieses Projekt. Zusätzlich zum Kirchenbauverein wurde ein sogenannter Baufonds eingerichtet, in den die katholischen „Höchstbesteuerten“ , also die wohlhabenderen Bürger, freiwillig jährlich 300 Mark, später sogar 500 Mark einzahlten. Noch etwas Spektakuläreres gelang. Die mächtigen Alleebäume entlang der Kaiserstraße vom Geistkircherhof bis fast zur Ortsmitte: es waren Pappeln, wahrscheinlich in der napoleonischen Epoche angepflanzt – sie wurden 1884 sämtlich dem Kirchenbauverein überschrieben, amtlich geschätzter Wert: um 10 000 Mark.
Positiv wirkte sich aus, dass die Regierung der Pfalz ihre ablehnende Haltung aufgab und zuließ, dass auch außerhalb des Ortes um Unterstützung nachgesucht werden dürfe. Und so gingen viele Spenden von außerhalb ein: eine Kollekte aus der Pfalz, Gelder von großen katholischen Organisationen, dem Ludwig Missionsverein mit Sitz in München und dem Bonifatiusverein in Paderborn. Das Ordinariat spendete. Es gab mehrere fakultative Zuschüsse der bayerischen Kammer. Der Rest wurde als Darlehen aufgenommen.
Über 60 000 Mark kamen so zusammen, genug, um den auf etwa diesen Betrag geschätzten Kirchenbau beginnen zu können. Der Kirchenbauplatz war schon 1870 erworben worden, das ihm gegenüber liegende Haus „Weiland“, das 1884 zur Versteigerung kam, wurde als künftiges Pfarrhaus aufgekauft. Es ist das heutige, damals war es noch einstöckig. Der „Bezirksbauschaffner“, heute etwa der Chef des Kreisbauamtes, fertigte 1884 eine Bauzeichnung an.


Nachdem grünes Licht für den Kirchenbau gegeben worden war, fertigte Architekt A. Barth aus Kaiserslautern den Bauplan an. Baumeister Christian Hocke, ebenfalls aus Kaiserslautern, wurde mit der Bauausführung beauftragt. Nach der Grundsteinlegung am 16. Oktober 1891 wurde mit Nachdruck gearbeitet, so dass im Herbst 1892 bereits der Rohbau stand. Da passierte in einer Regenwetterperiode etwas Furchtbares: Am 16. Oktober 1892, morgens um 6 Uhr, stürzte der gerade fertiggestellte Turm mit dem noch nicht ausgehärteten Mauerwerk in sich zusammen.

Der Einsturz traf Rohrbach extrem hart, denn die Gesamtkosten des Bauwerks stiegen auf 83 000 Mark an, der Schuldenstand auf 40 868 Mark. In 70 Jahren sollte er abgetragen werden. Harte Zeiten standen bevor.
Man ließ sich nicht entmutigen. Die nun stabil – mit härteren Steinen – wiederaufgebaute neue Kirche wurde durch Pfarrer Zimmer aus St. Ingbert am 24. Dezember 1893 benediziert, anschließend konnte im neuen Gotteshaus der erste Gottesdienst gefeiert werden. Doch noch war die Kirche nur eine Filialkirche St. Ingberts. Aber nach Indienststellung des eigenen Gotteshauses bestand die Aussicht, dass diesmal die Pfarreierhebung genehmigt werde. Bereits 1893 hatte man wieder ein Bittgesuch eingereicht. Die pfälzische Regierung unterstützte es am 5. Februar 1895. Prinzregent Luitpold als regierendes Staatsoberhaupt Bayerns, bemüht nach dem Ende des Kulturkampfes, das Verhältnis zur katholischen Kirche zu entspannen, unterzeichnete am 23. April 1895 die Pfarreierhebungsurkunde, das Ordinariat Speyer unter Bischof Josef Georg von Ehrler kanonisierte die neue Pfarrei am 11. Mai 1895. In der lateinisch geschriebenen Urkunde erhielt die Kirche St. Johannes „alle Rechte und Privilegien“, die einer Pfarrkirche zustanden. Das solle Bestand haben „in alle Ewigkeit“. Das fast ein Jahrhundert lang unentwegt verfolgte Ziel der Gemeinde Rohrbach war erreicht.
Nach und nach wurde das karge Innere der neuen Kirche mit dem erforderlichen Zubehör ausgestattet.

Nach der Pfarreierhebung erhielt Rohrbach auch einen eigenen Pfarrer. Caspar Detzel, geb. 1862 in Herxheim bei Landau, wurde am 13. Mai 1895 zum Pfarrverweser ernannt, am 6. November 1895 erhielt er seine Ernennung zum ersten Pfarrer der „katholischen Pfarrei in Rohrbach“, wie die Pfarrei damals offiziell genannt wurde. Das Pfarrhaus wurde 1901 umgebaut und erhielt das heutige Aussehen.
Aber noch fehlten die Glocken, die untrennbar mit einer Kirche verbunden sind und wichtige Aufgaben zu erfüllen haben. Am 12. Januar 1896 beschloss der Fabrikrat die Anschaffung von vier Glocken. Die Firma Bour aus Metz erhielt den Auftrag. Am 8. Mai trafen die Glocken auf dem Rohrbacher Bahnhof ein. Bereits zwei Tage später, am 10. Mai, erhielten sie ihre Weihe. Die vier Glocken hatten als Namenspatrone: St. Johannes, St. Maria, St. Barbara und St. Medardus. Das Glockenquartett war der Überlieferung nach sehr wohlklingend und galt als eines der schönsten Geläute in der Umgebung. Am 31. Juli 1917 läuteten die Glocken zum letzten Mal. Einen Tag später wurden sie vom Glockenstuhl abgehängt und für Kriegszwecke im 1. Weltkrieg eingeschmolzen.

Drei Jahre nach Kriegsende, 1921, gab der damalige Pfarrer Heinrich Stollhof den Auftrag, ein zweites Geläut anzuschaffen. Am 26. März 1922 wurden die neuen Glocken von Dekan Langhauser aus Blieskastel geweiht. Sie hatten aber nicht den schönen Klang des ersten Geläuts. Bald wurde der Wunsch nach einem neuen, schöneren Glockengeläut in der Pfarrgemeinde lebendig. Pfarrer Karl Holz erteilte im September 1936 der Firma Hamm in Frankenthal den entsprechenden Auftrag. Bischof Dr. Ludwig Sebastian nahm am 10. Januar 1937 die Weihe der neuen Glocken vor.

Doch nur fünf Jahre konnte man sich in Rohrbach an dem neuen Geläut erfreuen. Im 2. Weltkrieg, am Tag nach Maria Lichtmess 1942, wurden auch sie vom Turm heruntergeholt und für Kriegszwecke eingeschmolzen. Nur der kleinsten Glocke, der Medardusglocke, blieb dieses Schicksal erspart, sie durfte hängen bleiben. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, am 15. September 1949, wurde ein neues Geläut bestellt, und zwar bei der Firma Les fils de Georges Paccard in Annecy le Vieux, Hochsavoyen. Die neuen Glocken wurden in den gleichen Tonstufen abgestimmt wie die Vorgängerglocken und seitdem rufen, erinnern und mahnen sie vom Turm der Pfarrkirche St. Johannes.


Werfen wir einen Blick auf die Pfarrer, die von 1895 an ihren Dienst in der Rohrbacher Pfarrei verrichteten, und fügen wir einige kirchliche Aufnahmen aus früheren Zeiten hinzu:
Caspar Detzel von 1895 bis 1920, Heinrich Stollhof von 1920 bis 1925, Dr. Adam Nicklas von 1926 bis 1928, Karl Holz von 1928 bis 1944, Johannes Drauden von 1944 bis 1957, Leo Köller von 1957 bis 1980, Georg Dahl von 1982 bis 2000 und Marcin Brylka von 2001 bis heute.













Die neue Pfarrei entfaltete im 20. Jahrhundert eine rege Bautätigkeit (Schwesternhaus, Kindergärten, Jugendheim), doch waren aus kirchlicher Sicht die Höhepunke in jenem Jahrhundert ohne Zweifel der Bau einer zweiten Kirche im Ort, der St. Konradskirche, und die Errichtung einer zweiten Pfarrei, der Pfarrei St. Konrad. Der neuen Pfarrei wurde aus der „alten“ Pfarrei ein eigener Sprengel zugewiesen.

Vorab wieder die wichtigsten Daten zu St. Konrad:
Die Grundsteinlegung der St. Konradskirche erfolgte am Sonntag, den 12. Mai 1957, die Benediktion des fertiggestellten Gotteshauses am 28. September 1958 durch Isidor Markus Emanuel, Bischof von Speyer. Mit Urkunde vom 22. 4. 1970 wurde die bisherige „Kuratie“ zur Pfarrei St. Konrad erhoben.

Was die Pfarreierhebung angeht, so gibt es Parallelen zu den Vorgängen von 1895. Die große Zahl der Gläubigen, die (um 1958) auf 5 300 angestiegen war, spielte ebenfalls die ausschlaggebende Rolle. Sie waren in der Johanneskirche mit ihren 450 Sitzplätzen nicht mehr unterzubringen. Der Bau einer neuen Kirche war unvermeidbar.
Sie war auch die Voraussetzung für eine Pfarreierhebung und daher wurde sie zuerst in Angriff genommen.
Es gab bei dem Pfarreiprojekt auch Schwierigkeiten, allerdings bezogen sie sich auf die Wahl des Standortes der künftigen Kirche. Als die Frage 1955 sich zu stellen begann, geriet sie rasch in die politischen Auseinadersetzungen innerhalb der Gemeinde angesichts der bevorstehenden Saarabstimmung. In der Gemeinderatssitzung vom 7. März 1955 – so heißt es im Protokoll – fand öffentlich eine „ausgedehnte Debatte“ über die Frage statt. Die Mehrheit des Rates votierte für einen Standort „im nördlichen Teil“ Rohrbachs (Bereich des heutigen Kindergartens an der Jahnstraße), die Opposition setzte sich im Einvernehmen mit dem Pfarramt für den Standort in der Au ein, also für den heutigen Platz. Der Konflikt fand schließlich eine Lösung im Sinne der letzteren Position.








Architekt Schulte vom Diözesenbauamt in Speyer wurde mit der Planung beauftragt, die Bauleitung übernahm Architekt Nau von St. Ingbert. Probleme beim Aufbau wie bei der Johanneskirche gab es nicht. Die feierliche Einweihung nahm am 28. September 1958 Isidor Markus Emanuel, Bischof von Speyer, vor.

Im Oktober 1962 konnte infolge reger Spenden ein Vierer-Geläut für den Glockenturm bestellt werden, das am 10. März 1963 durch Dekan und Prälat Eckhardt aus St. Ingbert seine Weihe erfuhr.





Gemeinsam mit dem Ablauf der ersten Pfarreibildung war auch, dass zuerst (am 1. Oktober 1959) eine Vorstufe zu einer Pfarrei eingerichtet wurde, eine Kuratie; sie wurde von der Mutterpfarrei St. Johannes aus betreut. Am 22. 4. 1970 wurde die Kuratie mit Wirkung vom 1. 5. 1970 zur Pfarrei St. Konrad erhoben.

Wie sich der Pfarreineuordnungsprozess unserer Tage künftig auf die beiden Rohrbacher Pfarreien auswirken wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht definitiv sagen. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viel von der alten Struktur erhalten werden kann.

Empfohlene Literatur zur Rohrbacher Kirchengeschichte im 19./20 Jahrhundert:
Pfarrer Leo Köller, Aus der Geschichte der Pfarrei St. Johannes- St. Konrad, in: Rohrbacher Heimatbuch, Bd.1, 1981, S. 470-473.
Albert Senzig, Der Bau der katholischen Kirche St. Johannes, in: Rohrbacher Heimatbuch, Bd.2, 1992, S. 101-116.
Friedrich Müller, Die Errichtung einer katholischen Pfarrei in Rohrbach 1895, in: Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde, Nr. 115 (2012/4), S. 21-40.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Friedrich Müller, Albert Senzig, Walter Jacob, Günter Stiewitz und Pfarrer Marcin Brylka.
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