Firma Theodor Jansen – Von Rohrbach aus Armaturen in alle Welt – Teil 1

Neben der Firma Ernst Heckel, die vorwiegend Förderanlagen in alle Welt lieferte, war in Rohrbach eine zweite Weltfirma ansässig. Die Firma Jansen GmbH lieferte Armaturen in alle Welt.

Der Gründer der Firma Theodor Jansen, Franz Keuth sen. eröffnete im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Saarbrücken – St. Johann ein technisches Büro. Man befasste sich mit der Planung und Ausführung von Fabrikanlagen, Wasserwerksanlagen sowie Elektrizitätswerken. Franz Keuth hatte noch Vertretungen verschiedener deutscher Werke, insbesondere auch Hersteller von Armaturen. Der steigende Bedarf dieser Werkstücke veranlasste ihn Armaturen in einem eigenen Betrieb herzustellen.

Das Werk der der Rheinischen Armaturen und Maschinenfabrik mit ihrem Gründer Franz Keuth sen. am Kieselhumes in Saarbrücken-St. Johann

Er assoziierte sich mit dem Ingenieur Adolf Zenner und gründete mit ihm einen Betrieb in Saarbrücken am Kieselhumes. Dazu erwarben sie ein Fabrikgelände von 15 000 Quadratmetern. Der Fabrikneubau begann im Herbst 1903 und umfasste eine Metallgießerei, eine Dreherei, eine Schlosserei sowie ein Haus für Büro und Magazin. Im März 1904 wurde die Produktion mit 25 Mitarbeitern aufgenommen. Der Metallgießerei wurde 1908 noch eine Eisengießerei mit einem Kupolofen angegliedert. Mitten in die begonnene Aufwärtsbewegung fiel 1910 der Tod des Gründers Franz Keuth. Zwischenzeitlich war auch Adolf Zenner ausgeschieden. Franz Keuth jun. übernahm die Führung der Firma und firmierte nun unter dem Namen Rheinische Armaturen- und Maschinenfabrik „RAM“. Durch den ersten Weltkrieg wurde die Entwicklung unterbrochen. Nach dem Weltkrieg war die Firma gezwungen, bedingt durch die Abtrennung des Saargebiets von Deutschland, einen neuen Markt in Lothringen, Elsass und dem übrigen Frankreich zu erschließen. Der steigende Absatz in Frankreich veranlasste die Firmenleitung das Werk zu erweitern. Gleichzeitig entschloss man sich Schieber mit größeren Nennweiten in die Produktion aufzunehmen. Im Bau von Hüttenwerksarmaturen wurde die „RAM“ ein bedeutsames Unternehmen. Aus den Anfangsbuchstaben dieses Namens „RAM“ entstand das Firmenzeichen, welches eine Armatur symbolisiert.

Diese Aufnahme des Firmengeländes ist vermutlich um 1938 entstanden

Da der Firma ein Gleisanschluss fehlte, stellte man Überlegungen an, das Werk zu verlegen. 1930 erwarb man das heutige Gelände in Rohrbach unmittelbar an der Bahnstrecke Saarbrücken – Homburg. Nach der Rückgliederung des Saargebiets 1935 an Deutschland ergaben sich erneut Marktschwierigkeiten. Eine umfassende Sanierung des Werkes und eine Neuregelung der Besitzverhältnisse wurde erforderlich. Die Gesellschafterversammlung am Jahresende 1935 erhöhte das Stammkapital durch die Firma Zimmermann & Jansen in Düren und Theodor Jansen wurde zum Geschäftsführer bestellt.

Ein Portraitgemälde von Theodor Jansen aus der Firmenzeitung „mensch und arbeit“

Mit dem Tag, an dem Theodor Jansen die Leitung der Firma übernahm, begann eine Zeit intensiver Rationalisierung und Einrichtungserweiterungen. die ungewöhnlich schlechten Zustände der Gebäudeeinrichtungen in Rohrbach, die erforderlichen Reparaturen der Anschlussgleise und viele notwendigen Dinge mehr verursachten enorme Kosten. Durch das persönliche Bemühen um oft kleinste Dinge hat Theodor Jansen die rein menschlichen Beziehungen zu seinen Mitarbeitern stetig vertieft und hat in den folgenden Jahren alles getan, um diese Bindungen zwischen Betriebsleitung und Belegschaft zu stärken. Hemmend auf die Abwicklung der Geschäfte wirkte sich die räumliche Trennung der Werkstätten zwischen Saarbrücken und Rohrbach aus. Trotzdem war 1936 die Produktion in der Eisengießerei bereits um 50% gestiegen.

Bedingt durch die Kriegsereignisse erfolgte eine teilweise Verlegung der Produktion nach Düren, bis dann im Januar 1940 der gesamte Betrieb in Rohrbach zusammengelegt wurde. In der Gesellschafterversammlung vom 16. August 1943 wurde der bisherige Firmenname in „Th. Jansen GmbH“ geändert. Auf höhere Anweisung wurde das Werk 1944 durch die starken Luftangriffe stillgelegt und nach Ingolstadt verlegt.

Nach Kriegsende begann die Rückverlagerung nach Rohrbach, doch war ein Großteil der Gießereieinrichtungen und Maschinen verloren gegangen. Mit 65 Mitarbeitern wurde die Produktion zunächst begonnen.  Schnell konnte man wieder auf dem französischen Markt Fuß fassen.

1949 Der Wagen der Firma Jansen beim Festzug anlässlich des Bestehens 100 Jahre selbständige Gemeinde Rohrbach

Insbesondere Neukonstruktionen von Hüttenwerksarmaturen und eine Programmerweiterung sorgten für eine rasche Aufwärtsentwicklung. So wuchs die Mitarbeiterzahl im Jahr 1953 auf 470 Personen. Im Jahr 1955 wurde eine Armaturenfabrik in Rethel (Ardennen) in Frankreich erworben, die zugleich auch ein bleibendes Bindeglied zwischen dem Werk Rohrbach und dem französischen Kundenstamm sein sollte. Durch eine Programmbereinigung wurden Schieber und Rückschlagklappen bis 350 mm nicht mehr gefertigt.

1956 Die Bodenplatte zum Brunnen wird gerichtet von Heinrich Werle (rechts mit dem Hammer)
1956 erhielt der Firmenbesitzer Theodor Jansen anlässlich seines 65. Geburtstages von der Belegschaft einen Brunnen geschenkt
Inschrift des Brunnens

Verschiedene Fotos von Theodor Jansen aus verschiedenen Epochen

Neue Konstruktionen für Hochöfen und Armaturen für Ölraffinerien wurden entwickelt und mit Erfolg gefertigt. Auch ein Spezialschieber, der damals in allen Stationen unserer einheimischen Gasgesellschaften zu finden war stammte aus der Entwicklungsabteilung der Fa. Jansen.

Ein Doppelplattenschieber mit einem Durchmesser von 1,50 m. Gefertigt wurde er für die Gasindustrie
Ein großes Gehäuse mit einem Durchmesser von 2,50 m. Damit man die Dimensionen besser erkennen kann, hat man einen Peugeot 203 hineingefahren. Es eskortieren die beiden Arbeiter Fritz Klam links und Andreas Fickinger senior rechts auf dem Foto
1959 Mitarbeiter der Firma Jansen demonstrierten zusammen mit Mitarbeitern von anderen Rohrbacher Unternehmen, wenige Tage nach der wirtschaftlichen Rückgliederung des Saarlandes an Deutschland, gegen die zu hohen Lebensmittelpreise
1959 Die demonstrierenden Mitarbeiter der Firma Jansen
Um 1960 Die Fußballmannschaft der Firma Jansen
Eine Collage mit Belegschaftsmitgliedern der verschiedensten Abteilungen aus den 50er und 60er Jahren

Im Jahr 1965 wurde das Werk Rethel aufgelöst und nach Forbach in Lothringen verlagert. Dort fanden aber nur noch Handel und Vertrieb statt.


Betriebsausflüge und Betriebsfeste
Impressionen aus dem Firmengeschehen

Ein großer Verlust für das Werk war der Tod des alleinigen Geschäftsführers Theodor Jansen am 15. Juli 1964. Theodor Jansen war in den Jahren 1950 – 1954 auch noch Präsident der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes. Seine Bemühungen um die Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland waren markante Meilensteine am Wege seines persönlichen und beruflichen Lebens. Außerdem war er in sozialer Hinsicht gegenüber seiner Belegschaft ein beliebter Chef. So war er auch in vielen Rohrbacher Vereinen Mitglied und Sponsor. 1949 baute er für seine Mitarbeiter die beiden Wohnblocks in der heutigen Blücherstraße, im Rohrbacher Sprachgebrauch nur die „Jansen Häuser“ genannt.

Die sogenannten „Jansen Häuser“ am Ende der heutigen Blücherstraße

Das Pfadfinderheim der Gruppe Wikinger im Pfeifferwald erhielt den Namen Theodor Jansen Heim und wurde nur wenige Tage nach seinem Tod im Juli 1964 eingeweiht. Er war der Finanzier dieser Einrichtung.

1964 Das fertige Theodor Jansen – Pfadfinderheim im Pfeifferwald
Beerdigung von Theodor Jansen am 18. Juli 1964 auf dem Friedhof in Rohrbach
Die Grabstelle der Familie Theodor Jansen auf dem Friedhof in Rohrbach

Die Geschichte der Firma Theodor Jansen wird fortgesetzt

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Friedel Pfeifer, Erich Wagner, Doris Abel, Horst Diehl, Peter Ringwald und Stefan Groh.  Details wurden diversen Firmen- und Festschriften der Firma Theodor Jansen entnommen.

4 Antworten zu „Firma Theodor Jansen – Von Rohrbach aus Armaturen in alle Welt – Teil 1”.

  1. Lieber Karl.
    Vielen dank für diesen Bericht. Habe auf dem Foto mit der Bodenplatte für den Brunnen meinen Vater Franz entdeckt,der damals bei Jansen gearbeitet hatte.(zweiter von links)
    Freundliche Grüße
    Helmut

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  2. Avatar von Renee T. Panfil
    Renee T. Panfil

    Hallo lieber Karl;
    vielen Dank für den sehr interessanten Artikel der Firma JANSEN; wie ich sehe, schrieb Dir mein Bruder Helmut auch. Wir wohnten im ersten Haus, erste Wohnung unten, in den Jansen Wohnungen, jedoch war damals die Straße, Bergstraße genannt. Mein Vater, Franz Huss, (ohne rechten Arm, 2. von links auf dem 2. Bild unter dem Artikel „Lebendige Vergangenheit“), arbeitete zuerst in der JANSEN Giesserei, dann auf dem Büro und sonntags, im ‚Wächterhäuschen‘ bis er irgendwann dann zur Firma HECKEL arbeiten ging.
    Viele liebe Grüße, R.Panfil

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  3. Lieber Karl,
    jedes Mal, wenn ich einen neuen Artikel auf Deiner Website lese, bin ich erstaunt, wieder von einer anderen legendären Person aus Rohrbach zu lesen, die von Dir porträtiert wird. Sehr interessante Informationen über die Gründung und jahrelanger Brotgeber für viele Rohrbacher Arbeiter der Theodor Jansen Firma und unvergessliche Bilder für viele.
    Ich kann den zweiten Teil dieser Geschichte kaum erwarten.
    Vielen Dank, Karl, und auch Danke an alle, die Dich unterstützten mit dieser Story.
    Else Bens
    Kanada

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  4. Avatar von W. Gschwendtner
    W. Gschwendtner

    Lieber Karl,

    ein hochinteressanter Artikel für mich aus mehreren Gründen. Mein Großvater Josef Bayer, Gründer der JOBA Radiofabrik, und mein Onkel haben bei Jansen gearbeitet.
    Außerdem war der Enkel des ursprünglichen Partners von Herrn Keuth sen., Herr Karl Adolf Zenner, in meiner Abiturklasse in Saarbrücken.
    Wie ich aufgrund deines Artikels herausfand, hat mein Klassenkamerad Peter Zenner die Firma Zenner Wassermesserfabrik in Saarbrücken zu dem weltweiten Unternehmen ZENNER International GmbH & Co. KG gemacht.
    Ohne Deinen Artikel hätte ich das nie recherchiert.
    Vielen Dank.

    Wolfgang Gschwendtner

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