Als Anfang der 60er Jahre die Beatwelle in der Musikszene von England und den USA aufs europäische Festland schwappte, gründeten sich allerorten Musikbands, die den Sound nachspielen wollten. So trafen sich überall junge Menschen, vorwiegend Schüler und Jugendliche, aber auch Erwachsene und spielten die Titel, die im Radio und mittlerweile auch im Fernsehen gespielt wurden, nach. So auch in Rohrbach. Einer der führenden Köpfe war Wolfgang Gschwendtner, ein Enkel des Rohrbacher Radiopioniers Josef Bayer (JoBa).
Auch an den Rohrbachern ging die Zeit der Musikbands, die sich insbesondere durch die E-Gitarre und den E-Bass und die Verstärker instrumentell von den Musikkapellen der 50ern und durch nur vier Musiker anstelle von vielen unterschieden, nicht vorbei. Hier war Einiges los. Leider konnte nach so vielen Jahren selbst bei den Beteiligten nicht mehr Alles dem Nebel der Vergangenheit entrissen werden. Deshalb bitte ich die Leser, inständig die Dinge, die Sie noch beitragen können, ob Fotos oder andere Beiträge zur Verfügung zu stellen.
Les Pullis Colors traten auf ab ca. 1961 in Rohrbach im Gasthaus Lyons Eck, vielleicht auch anderswo, aber das weiß der Autor nicht mehr. Da waren sicher dabei Klaus Dieter Hartmann (Bass) und Wolfgang Gschwendtner (Gitarre), ansonsten bleibt die Erinnerung im Dunkeln. Andere Bandmitglieder waren bis zu 5 Jahre älter also ca. Jahrgang 1943. Dabei war auch ein Schlagzeuger und Organist eventuell Hans Peter Müller. Auf jeden Fall hat die Band von abends bis Mitternacht im Keller des Lyons Eck zum Tanz aufgespielt.
Wilhelm Gschwendtner, der Schwiegersohn vom Radio-Bayer, hat für die Auftritte dieser Band nicht nur einen roten Koffer-Verstärker mit 4 Eingängen gebaut, sondern auch eine E-Gitarre für seinen Sohn Wolfgang. Die Musik, die Les Pullis Colors machten, war höchst wahrscheinlich instrumental.
Außerdem hatten sie wie zur damaligen Zeit auch die Big Bands wie z. B. Max Greger „Verkleidungen“ als Aufsteller vor den sitzenden Musikern stehen, die die Notenständer verdeckten. Die „Verkleidungen“ waren selbst gebastelt aus Wellpappe, schwarz gestrichen mit einem Rand aus aufgeklebtem Gold-Glitter und dem Schriftzug Les Pullis Colors ebenfalls aus Gold-Glitter.
The New Sounds gab es sehr wahrscheinlich ab 1963. Ferdi Quien, anfänglich Gitarre später Bass und Gesang und Wolfgang Gschwendtner Gitarre und Gesang, waren Mitglieder, können sich aber an keinen einzigen anderen Namen erinnern. The New Sounds hatten einen Schlagzeuger aus Kirkel oder Bexbach, der in einem Song mit dem richtigen Takt anfing, dann aber immer schneller wurde. Ferdi Quien ist heute noch dankbar, dass Wolfgang Gschwendtner ihn veranlasste Bass zu spielen. Das gelang dadurch, dass Wilhelm Gschwendtner (Vater von Wolfgang und Schwiegersohn des Rohrbacher Radio-Pioniers Josef Bayer) zusammen mit seinem Sohn, für Ferdi einen Elektro-Bass baute.
Diese Band hat unter anderem sicher in der Eisdiele Roma in Rohrbach, in der Breiter Mühle in Niederwürzbach und im Saal Schauer in Hassel gespielt. Die Verstärker, die Gitarre, der Bass und auch die Mikrophone waren von Wilhelm Gschwendtner kostengünstig gebaut. Er baute Mikrophone aus kleinen Lautsprechern in Fahrradlampengehäusen. The New Sounds probten in der Turnhalle. Leider hat der damalige Präsident der Rohrbacher Turngesellschaft Alfons Kleber von den Proben der Band Wind bekommen und sie verboten. Wolfgang ging zu ihm hin, um ihn umzustimmen und hat damit gedroht aus dem Verein auszutreten. Immerhin war er Vizesaarlandmeister im 100 m Sprint geworden. Das hat aber nichts genutzt. Herr Kleber blieb bei seinem Verbot und Wolfgang ist als Mitglied der TG Rohrbach ausgetreten.
RTW Combo The Rolling Brothers
1963 wechselte Wolfgang zur RTW Combo The Rolling Brothers. Sie waren die Hausband des RTW-Ring der Tanz- und Wanderfreunde.

Sie haben ab 1963/64 bis Ende 1966 häufig gespielt. Bandmitglieder waren Klaus Dieter Hartmann Bass, Hans Peter Müller Keyboards, Horst Löchner Gitarre, Jürgen Schmitt aus Hassel, genannt Bill am Schlagzeug und Wolfgang Gschwendtner Gitarre.
Die RTW Combo The Rolling Brothers spielte zunächst ohne Wolfgang Gschwendtner. Auftritte der The Rolling Brothers waren vor allem im Twen-Keller in Ensheim, Keglerheim in Rohrbach, Glocke in Dudweiler, Deutsches Haus in Spiesen. Bei Bedarf halfen Ferdi Quien und jemand von den Earls aus.

The Other Group gab es ab 1967. Mit den Plakaten dokumentierte Auftritte gab es in Rohrbach Zur Post und in der Turnhalle, in St. Ingbert im Martin-Luther-Haus, in Elversberg im Gasthaus zur Fichte und in Dellfeld-Falkenbusch im Keglerheim Gasthaus Will. Außerdem gab es Auftritte quer durchs Saarland und in Dudweiler – Herrensohr.

Von dem Auftritt in Herrensohr, der damaligen Hochburg des Beat im Saarland gab es gute Kritiken in der Saarbrücker Zeitung.

Mitglieder waren Ferdi Quien von den Stones am Bass, der schon Mitte 1967 durch Heinzi (Anfänger), wahrscheinlich aus Dudweiler (sonst ist nichts bekannt) ersetzt wurde. Fredi Stolz von den Beatnics an der Gitarre, Georgi von den Monkeys, wahrscheinlich aus Dudweiler (Nachname ist unbekannt) am Schlagzeug und Wolfgang Gschwendtner von den The New Sounds an der Lead Gitarre. Ferdi Quien schied 1967 aus, weil er seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr antreten musste. Manager der Band war Erhard Blatt.

Nachdem die Band vom Vorsitzenden der TG Rohrbach Alfons Kleber Probeverbot für die TG Turnhalle bekam, musste man sich nach einem anderen Probeort umsehen.
Irgendwann wurde auch ein Film von den Proben in der TG -Turnhalle gedreht. Dabei hatte Wolfgang Kaiser den Kameramann Ehrhard Blatt auf einem Mattenwagen durch die Turnhalle gefahren.
Danach waren die Proben kurz in der Fabrikhalle vom Nudel Paul zwischen Eierkartons und Nudelverpackungen. Bis man dann endgültig auf dem Hochrech im Anbau der früheren Radiofirma JoBa, beim Opa Josef Bayer von Wolfgang Gschwendtner, ein endgültiges Domizil fand.
Doch auch hier haperte es nicht an Beschwerden der Anwohner und Kirchgänger, wegen der lauten Musikproben.

Zum Repertoire der Other Group gehörte:
House of the Rising Sun The Animals
Taxman The Beatles
Needles and Pins Searchers
Gimme some loving Spencer Davies
Keep on running Spencer Davies
Mädel ruck ruck ruck
Während der aktiven Phase von The Other Group gründete sich eine weitere Rohrbacher Beatband namens „Invention“.

Nach The Other Group ging Wolfgang Gschwendtner zu Grünspan, die sich aus Herbert Schuler, seinem Bruder Karl-Heinz und Michael Schorlepp aus Saarbrücken zusammensetzten.

Die Band war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich professionell aufgestellt mit kräftigen Verstärkern und eigenen Kompositionen. Damals kamen die Synthesizer auf. Wolfgang Gschwendtner immitierte einen Synthesizer mit Hilfe eines Tongenerators.

Die Musik nannte man damals „Progressiver Rock“. Neben den Eigenkompositionen hatte die Band u.a. Stücke von Wishbone Ash, The Doors und Ten Years After im Programm.
Die Band hatte einige erfolgreiche Auftritte z.B. in Rohrbach, Saarlouis, St. Ingbert und am Würzbacher Weiher, löste sich dann aber – wie viele andere Bands – bedingt durch Studium und Wehrdienst auf.

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Dr. Wolfgang Gschwendtner, Fredi Stolz , Ferdi Quien, Herbert Schuler und Horst Löchner.
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