Das Rathaus der ehemaligen Gemeinde Rohrbach in der Bahnhofstraße
Am Freitag, dem 24. Juni 1966 wurde das neue Rathaus der Gemeinde Rohrbach auf dem früheren Marktplatz in der Bahnhofstraße gegenüber dem früheren Kaufhaus Gaffga eingeweiht.
Schon seit 30 Jahren bestand die Absicht zum Bau eines neuen Rathauses, die aber aufgrund äußerer Umstände (Krieg u. Nachkriegswirren) nicht verwirklicht werden konnte.
Am 12. November und 12. Dezember 1962 fasste der Gemeinderat die notwendigen Beschlüsse zur Errichtung eines neuen Rathauses auf dem bisherigen Marktplatz und beauftragte im Mai 1963 die Archtiktengemeinschaft Schlier, Kugelmann und Alt aus Saarbrücken mit der Planung.
Hier das alte Rathaus in der Oberen Kaiserstraße. Bis 1966 war hier die Verwaltung der damals selbständigen Gemeinde Rohrbach untergebracht
Zehn Monate nach dem Gemeinderatsbeschluss, also Anfang Oktober 1963 begannen die Bauarbeiten für das neue Rathaus in der Bahnhofstraße auf dem ehemaligen Marktplatz.
Anfang Oktober 1963 – Das Gelände ist bereits vermessen, die Ecken der Baugrube abgesteckt
Am 08. Oktober beginnt die Rohrbacher Firma Ottmar Würtz mit den Baggerarbeiten
08. Oktober 1963 – Jetzt geht’s los: Die Baugrube wird ausgehoben
Die Baugrube für das Fundament ist fertig ausgebaggert
Das neue Rathaus sollte ein repräsentatives Gebäude für die Gemeinde Rohrbach werden. Um möglichst viel Grünraum zu schaffen wurde das Rathaus an die Südostgrenze des zur Verfügung stehenden Grundstückes gerückt, genau in die Achse Bahnhofstraße und bildet so schon von der Kaiserstraße her mit der Haupteingangspartie den angestrebten Blickpunkt.
Bereits bei der Planung des dreigeschossigen Gebäudes wurden Erweiterungsmöglichkeiten bedacht, die im Nordwestteil der Anlage eine bis zu 50 % Vergrößerung ermöglicht hätten.
Im Erd- und teils auch im Untergeschoss sollten die Poststelle und die Räume des Fernmeldeamtes untergebracht werden. Auch die Gemeindebücherei sollte im Erdgeschoss ihren Platz finden.
Alle anderen Räume der kommunalen Verwaltung sowie ein Sitzungssaal wurden im ersten und zweiten Obergeschoss untergebracht.
Im Zweiten Obergeschoss wurden außerdem zwei Wohnungen einplant. Neben der gasbetriebenen Heizzentrale wurden im Untergeschoss auch die Archivräume und eine Luftschutzbunkeranlage vorgesehen.
Insgesamt umfasste der umbaute Raum 7.200 m³
Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 1 430 000 DM.
Zügig ging es voran mit den Bauarbeiten.
Am 10. Juli 1964 konnte das Richtfest gefeiert werden.
Zeitungsartikel des bevorstehenden Richtfestes
Am 10. Juli 1964 weht der Richtstrauß auf dem neuen Rathaus
Männer des Gemeinderates, der Verwaltung, der Baufirmen und – leitungen vor dem Rohbau
Einer der Architekten spricht zu den Festgästen
Bürgermeister Jakob Oberhauser liest die Urkunde, die in einer Zeitkapsel in den Grundstein eingemauert wird
Die Urkunde
Die Urkunde wird in eine Zeitkapsel verpackt, die von dem Rohrbacher Künstler Hans Neu (rechts von Bürgermeister Jakob Oberhauser) gestaltet wurde
Hans Neu verschließt die Öffnung des Grundsteins
Der Grundstein geschaffen vom Rohrbacher Künstler Hans Neu
Zur architektonischen Gestaltung wurden innen und außen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten Materialien verarbeitet, die künftig keiner oder möglichst geringer Wartungs- und Unterhaltungskosten bedürfen. So wurden eloxierte Alu-Fenster und -türanlagen mit Isolierverglasung, Natursteinverkleidung der Außenfassade, Natursteinböden in der Eingangs- und Treppenhalle, Naturholzwände in den Fluren, in Verbindung mit Einbauschrankelementen für alle Büroräume verarbeitet.
Das Gebäude wurde als Stahlbetonskelett ausgeführt mit den entsprechenden Mauerwerksausfachungen und war in statischer Hinsicht auch aufstockungsfähig. Für diesen Fall war im Treppenhausauge auch der Einbau einer verglasten Aufzugsanlage vorgesehen.
Im Frühjahr 1965 wird der Vorplatz eingeebnet
Im Frühjahr 1965 werden die eloxierten Alu-Fenster von der St. Ingberter Firma Josef Uhl eingesetzt
Das verglaste Rathaus von der Bäckerei Rutz aus gesehen
Langsam wird’s; der Neubau nährt sich seiner Fertigstellung
Am 20. Juni 1965 – Jung und Alt warten auf den Deutschen Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard, der anlässlich des Bundestagswahlkampfes in Rohrbach weilt
Am 20. Juni 1965 – Warten vor dem neuen Rathaus auf Bundeskanzler Ludwig Erhard
Der Rohrbacher Bürgermeister Walter Bettinger begrüßt den Deutschen Bundeskanzler Prof. Dr. Ludwig Erhard vor dem Rohbau des neuen Rathauses. Neben Ludwig Erhard, der Erste Beigeordnete der Gemeinde Julius Pfeifer und ganz rechts der Landrat des Kreises St. Ingbert, Albert Schwarz
Der Innenausbau
Die Arbeiter Gerhard Jungfleisch, Salvatore Spitali (Eismännnchen Salvi) und Gerd Kirchner von der Schreinerei Kirchner
Malerarbeiten
Bürgermeister Walter Bettinger begutachtet den Fortschritt in Anwesenheit von Hauptamtsleiter Friedhelm Pfeifer (2. von rechts) , Amtsleiter Luitpold Abel rechts, Gemeinderatsmitglied Alfons Charrois links und Frau Evelyn Klam
Das Sitzungszimmer im neuen Rathaus
Das Rathaus kurz vor der Einweihung am 24. Juni 1966
Letze Hand wird an die Außenanlagen gelegt
Die Einweihungsfeierlichkeiten
Das Wochenende des Johannesfestes (Gehannsdaa) von Freitag, dem 24. Juni bis Sonntag, dem 26. Juni 1966 stand im Zeichen der Einweihung des neuen Rohrbacher Rathauses.
Die Bergkapelle St. Ingbert bringt ein Ständchen
Am Freitag, dem 24. Juni 1966 begrüßt Bürgermeister Walter Bettinger die Festgäste anlässlich der Einweihung des neuen Rathauses der Gemeinde Rohrbach
Ein Blick auf die Festgäste
Schlüsselübergabe des Architekten Alt an den Hausherren Walter Bettinger
Bürgermeister Oswald Will aus der Patengemeinde Kahl am Main ist unter den Gratulanten
Prost – Julius Pfeifer, Alfons Charrois, Franz Oberhauser und Gottfried Wind
Am 24. Juni 1966 bei einem Empfang der Gemeinde Rohrbach anlässlich der Rathaus-Einweihung. Auf dem Foto von links: Jakob Luck, Friedrich Leiner, Egon Fisch (Rektor der Johannesschule) und Kunibert Luck, der damalige Inhaber des bekannten Saarbrücker Musikhauses Louis
Jetzt wird angestoßen
Die Gemeindebediensteten Heinz Abel, Jakob Weckler, Ludwig Stolz, Gerhard Müller und Walter Klam
Das beleuchtete neue Rathaus; auch abends ein repräsentatives Gebäude
Zeitungsartikel über den Bunten Abend für die Rohrbacher Bevölkerung
Ein Blick in die TG Turnhalle
Die Ehrengäste
Der Männerchor 1860 Rohrbach bringt ein Ständchen unter seinem Dirigenten Edgar Matheis
Der Kirchenchor St. Johannes mit seinen Solisten von links: Anita Schwarz, Günter Hermann, Walter Mack, Ottmar Zeiger, Ilse Rohe und Richard Schmitt
Nun müssen Akten und Schränke vom alten ins neue Rathaus gebracht werden. Von links die Gemeindebediensteten Georg Heib, Georg Gehring, Theo Scholl, Roland Wind und Richard Wolf
Georg Gehring, Martin Zimmermann und Roland Wind
Hier noch ein paar Informationen der Gemeinde Rohrbach im Jahr 1966:
1967 weilt der SPD Politiker Herbert Wehner anlässlich des Maifestes der Rohrbacher SPD in Rohrbach. Hier vor dem Rohrbacher Rathaus (vordere Reihe 3. von rechts), daneben der Rohrbacher Bürgermeister Walter Bettinger
1969 Besuch von Gottlieb Stoll (Gründer der Weltfirma FESTO) und seiner Familie im Rohrbacher Rathaus. Gottlieb Stoll, links neben Bürgermeister Walter Bettinger
1971 Die Gemeinde Rohrbach und das ABC-Abwehrkompanie aus Zweibrücken besiegeln eine Patenschaft, die mehr als 20 Jahre anhalten soll. Auf dem Foto Bürgermeister Walter Bettinger und der Kompaniechef Hauptmann Roloff
Bis zum 31.12.1973 war das Rathaus in der Bahnhofstraße Sitz der Gemeindeverwaltung Rohrbach.
Ab dem 01. Januar 1974, als Rohrbach seine Selbständigkeit verlor und nun ein Stadtteil der Mittelstadt St. Ingbert wurde, hatten die Stadtwerke St. Ingbert hier Ihren Sitz.
Im Mai 2016 bezogen die Stadtwerke St. Ingbert ihre neuen Bürogebäude in der Oststraße in St. Ingbert.
Seit diesem Zeitpunkt steht dieses Gebäude leer und geht einer ungewissen Zukunft entgegen.
Wie sagte doch der Rohrbacher Bürgermeister Walter Bettinger bei der Einweihung des Rathauses am 24. Juni 1966:
„Als Bitte bei der Einweihung möchte ich aussprechen, dass dieses Haus lange und unversehrt stehen möge, dass die Gemeinde von hier allezeit gut geleitet werde, dass sie wachsen und gedeihen möge in friedlicher, glücklicher Zukunft“
Ein schöner Blickfang alljährlich der von den Stadtwerken geschmückte Weihnachtsbaum vor dem ehemaligen Rathaus
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Rohrbacher Heimatfreunde, Walter Gehring, Dieter Pfeifer und Horst Diehl. Details wurden der Erinnerungsschrift der Gemeinde Rohrbach, anlässlich der Einweihung des Rathauses am 24. Juni 1966 entnommen.
4 Antworten zu „Das Rathaus der ehemaligen Gemeinde Rohrbach in der Bahnhofstraße”.
HansPeter Schubert
Hallo Karl,
dieser sehr interessante Abriss der jüngeren Vergangenheit der Rohrbacher Geschichte zeigte mir , wievieles mir davon verborgen geblieben war.
Danke
Hans Peter
Hallo Karl!
Dein Artikel über die Geschichte des Rohrbacher Rathauses hat mir
nochmals mit Freude in Erinnerung gerufen was ich selbst zwar
erlebt habe, aber zum Teil schon vergessen hatte.
Vielen Dank für Dein aufschlussreiches Bemühen.
Günter Jung
Freue mich jedes mal auf eine neue Addition zu Deiner Webseite. Es gibt mir wieder einen Einblick in die Rohrbacher Vergangenheit, die ich natürlich nicht miterlebte. Kann mich nur an das älteste Rathaus erinnern. Viele Namen aus jener Zeit sind mir noch bekannt; die Bilder tragen auch sehr viel zur Erinnerung bei.
Kann mich nicht genug bedanken dafür. Sehr gut gemacht, Karl!
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