Der zweite Teil über die erfolgreiche Rohrbacher Leichtathletin Sandra Abel handelt von den Wettkampfjahren 1995 bis zu ihrem verletzungsbedingten Karrierende 2003 und ihrem Comeback 2019.
Für die neue Saison 1995 hatte sich Sandra das Ziel gesetzt, über 100 m die persönliche Schallmauer von 12,00 Sekunden zu durchbrechen.
Sandra Abel nahm in der Hallensaison 1994-95 erstmals am bundesweiten „IBM Sprintcup“ teil – einem Sprintdreikampf für Nachwuchssprinter über 30 m aus dem Startblock, 30 m fliegend und 60 m aus dem Startblock. In vier verschieden Regionen Deutschlands qualifizierten sich die Besten für ein Finale. Sandra gewann die Vorentscheidung für den Bereich Hessen, Saarland und Rheinland-Pfalz. Auch beim Bundesfinale am 5. Februar 1995 in Hanau war Sandra nicht zu bezwingen. Sie sicherte sich die Gesamtprämie des Sponsors IBM in Höhe von 1200 DM.


Bei den Deutschen Hallen-Jugendmeisterschaften in Hanau erreichte Sandra über 60 m und 200 m jeweils den A-Endlauf und gewann in beiden Rennen die Bronzemedaille. Über 60 m lief sie 7,58 sec. und über 200 m 24,44 sec.

Nach den Deutschen Hallenmeisterschaften erhielt Sandra erneut eine Einladung zu einem Länderkampf, diesmal zum Dreiländerkampf am 25. Februar 1995 in Erfurt gegen Russland und Großbritannien. Hier sollte sie erneut für Furore sorgen: sie bezwang innerhalb einer halben Stunde zweimal die besten russischen und britischen Nachwuchssprinterinnen.
Hier einige Zeitungsausschnitte zum Länderkampf in Erfurt.




Zum Ende der Hallensaison 1995 wurde Sandra Abel in den C-Sprintkader des Deutschen Leichtathletikverbandes aufgenommen. In der Jugend-Hallenbestenliste belegte Sandra sowohl über 60 m in 7,47 sec und über 200 m in 24,34 sec. jeweils den dritten Platz.
Am 25.Mai 1995 war es dann endgültig soweit: Sandra Abel lief in Kreuztal bei Siegen erstmals über 100 m unter 12 sec. mit 11,95 sec.


Juniorenweltbestzeit mit Sandra Abel



Groß war die Enttäuschung bei Sandra nach den Deutschen Jugendmeisterschaften im Juli 1995 in Rhede, wollte sie sich doch zumindest einen Platz in der 4×100 m Staffel für die Junioren-Europameisterschaften im ungarischen Nyiregyhaza sichern. Obwohl sie im 100 m Endlauf, eine für sie gute Zeit von 12,04 sec. lief, wurde sie am Ende nur Achte und Letzte. Für einen Staffelplatz hätte sie zumindest Fünfte werden müssen.


Sponsoren ließen Sandra Abel nicht im Stich


Bei der 1995 erstmals durchgeführten Wahl „Sportler des Jahres“ im Saarland landete Sandra Abel bei den Frauen auf dem dritten Platz .
Ende des Jahres führte Sandra Abel die SLB-Bestenliste bei der Weiblichen Jugend A über 100 m mit 11,95 sec und über 200 m mit 24,82 sec. an.
In der DLV-Bestenliste 1995 stand Sandra über 100 m an 9. Stelle.
Die Wettkampfsaison 1996 sollte für Sandra jedoch noch erfolgreicher werden als 1995. Gleich zu Beginn gewann sie in Hanau den Vorentscheid des IBM-Sprintcups und qualifizierte sich damit für das Finale in Karlsruhe.


Bei den Saarländischen Hallenmeisterschaften am 27./28. Januar 1996 in Saarbrücken und Mannheim gewann Sandra drei Einzeltitel. Über 60 m in 7,57 sec, über 200 m 24,63 sec und im Weitsprung mit 5,84 m sicherte sie sich den Meistertitel. Außerdem lief sie mit der 4×200 m Staffel der LG DJK Erbach-SG St. Ingbert auch als Erste ins Ziel.

Beim Bundesfinale, des zum 10.Mal ausgetragenen IBM-Sprintcups, am 10. Februar in der Europahalle in Karlsruhe, war Sandra Abel nach dem Vorjahreserfolg zum zweiten Mal erfolgreich. Insgesamt nahmen im Jubiläumsjahr 2934 Jugendliche bundesweit an diesem Wettbewerb teil.



Der Monat Februar 1996 verlief für Sandra ziemlich stressig.
Nur acht Tage nach ihrem Sieg im IBM -Sprintcup ging sie in Dortmund bei den Deutschen Hallen – Jugendmeisterschaften über 60 m und 200 man den Start. Nach einer Superzeit im 60 m Zwischenlauf in 7,47 sec. galt sie für viele als Geheimfavoritin auf den Sieg. Nach einem schwachen Start wurde sie dann in 7,54 sec. allerdings nur Vierte. Im anschließenden 200 m Endlauf führte Sandra bis kurz vor dem Ziel und wurde buchstäblich im letzten Augenblick von der Wattenscheiderin Monika Gosciniak noch abgefangen, sodass ihr am Schluss nur der Vizemeistertitel blieb.




Wiederum eine Woche nach den Deutschen Hallen-Jugendmeisterschaften in Dortmund startete Sandra bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Aktiven in Karlsruhe.
Über 60 m schied Sandra im Zwischenlauf als Dritte hinter den nationalen Spitzensprinterinnen Bettina Zipp und Andrea Philipp in für sie sehr guten 7,57 sec aus.

Über 200 m erreichte sie mit 24,28 sec. im Zeitvorlauf hinter Birgit Rockmeier die fünftbeste Vorlaufzeit und qualifizierte sich als Jugendliche für den B-Endlauf der Aktiven. Dort belegte sie in 24,33 sec den dritten Platz und wurde insgesamt siebte. Ein wahrlich großer Erfolg für die jugendliche Sandra.

Zum Abschluss der Hallensaison 1996 war Sandra noch einmal beim U 19 Länderkampf im französischen Lievin gegen Frankreich, Italien und Großbritannien im Einsatz.

Am 01./02. Juni standen in St. Wendel die Saarländischen Titelkämpfe auf dem Programm. Als Jugendliche startete Sandra bei den Frauen um bei stärkerer Konkurrenz bessere Leistungen zu erzielen. Dies sollte auch so eintreten. Hinter Shanta Ghosh, die über 100 m den 10 Jahre alten Saarrekord auf 11,68 sec verbesserte, lief Sandra sehr gute 11,98 sec.
Sandra verbesserte dann im 200 m Finale, hinter der in 23,60 sec. neuen Saarrekord laufenden Shanta Ghosh, den Jugendrekord von Shanta um 0,33 sec, auf sehr gute 24,07 sec.
Dieser Jugendrekord hatte bis ins Jahr 2014 Bestand, ehe Laura Müller ihn auf 23,63 sec. verbesserte.


Eine Woche später wurde Sandra Abel bei den Saarländischen Jugendmeisterschaften in Saarlouis Titelträgerin über 100 m in 11,98 sec.
Bei den Deutschen Leichtathletikmeisterschaften vom 21.06.1996 startete Sandra über 100 m gegen die stärksten deutschen Frauen, die ihren Olympiastart in Atlanta im Auge hatten. Im Vorlauf verbesserte sie ihren eigenen, nur wenige Wochen alten Jugendrekord 11,88 sec. und kam damit in den Zwischenlauf. Dort schied sie dann als Fünfte aus.
Nach dem Lauf musste sich dann die frischgebackene Abiturientin beeilen, denn am Abend fand im St. Ingberter Albertus Magnus Gymnasium die Abiturfeier statt.

Danach reiste Sandra zu den Deutschen Jugendmeisterschaften ins thüringische Erfurt. Dort belegte sie über 100 m in 12,01 sec. und über 200 m in 24,68 sec. jeweils den 5. Platz.
Den Höhepunkt in Erfurt sollte jedoch die 4×100 m Staffel mit ihren Staffelkameradinnen Kathrin Eckert, Sabine Bauer und Janine Flick von der LG DJK Erbach/St. Ingbert bringen. Im Endlauf gewannen die jungen Saarländerinnen hinter der favorisierten Staffel vom TV Wattenscheid in neuer Saarrekordzeit von 46,89 sec. die Silbermedaille. Wie gut diese Zeit im Jahr 1996 war, zeigt sich daran, dass dieser Jugendrekord bis zum heutigen Tag nicht mehr geknackt werden konnte.

Nur wenige Tage nach diesen Deutschen Jugendmeisterschaften in Erfurt wurde Sandra Abel für die 4×100 Staffel bei den Junioren-Weltmeisterschaften im australischen Sydney nomiert.
Alles zu den Junioren-Weltmeisterschaften in Sydney finden sie im Artikel „Sandra Abel – Eine schnelle Frau aus Rohrbach – Teil 1“ auf dieser Webseite.


Bei den Saarländischen Hallenmeisterschaften 1997 in Saarbrücken und Mannheim wurde Sandra Abel jeweils Zweite über 60 m in 7,63 sec. und über 200 m in 25,10 sec. hinter Shanta Ghosh. Im Weitsprung wurde sie ebenfalls Vizemeisterin mit 5,37 m hinter Stephanie Hort.
Beim Bahneröffnungssportfest des LAC Saarlouis stellte Sandra mit ihren Kolleginnen der LG DJK Erbach-SG St. Ingbert Janine Flick, Shanta Ghosh und Sabine Bauer einen neuen Saarrekord mit der 4×100 m Staffel auf. Mit 45,70 sec. unterboten sie die 19 Jahre alte Bestleistung der LG Ostsaar gleich um 0,59 sec.

Wenige Wochen später verbesserte das Staffelquartett im Endlauf der Deutschen Meisterschaften im Frankfurter Waldstadion den eigenen Saarrekord von 45,70 sec. auf 45,44 sec. und belegten damit Platz 7. Dieser phantastische Rekord hat heute 20 Jahre später immer noch Bestand in der Saarländischen Rekordliste.
Bei den Saarländischen Meisterschaften 1997 in St. Wendel belegte Sandra Abel in 11,94 sec. diesmal nur den 4. Platz. Über 200 m belegte sie hinter Shanta Ghosh in 24,66 sec. den zweiten Platz.

1998 liegt Sandra Abel in der Jahresbestenliste des Saarländischen Leichtathletikbundes über 100 m mit 11,89 sec. hinter Shanta Ghosh auf dem zweiten Platz.

Zu Beginn der Saison 1999 wechselt Sandra das Vereinstrikot und den Trainer. Ihr neuer Verein war der saarländische Spitzenclub LC Rehlingen und ihr Trainer war der deutsche Spitzensprinter und Olympiateilnehmer von Atlanta Andreas (Andi) Ruth, der auch 2003 ihr Ehemann wird.
Beim Internationalen Pfingstsportfest ihres neuen Vereins LC Rehlingen verbessert Sandra ihre persönliche Bestzeit über 100 m auf 11,78 sec.
Ihren ersten großen Erfolg im Trikot ihres neuen Vereins feiert Sandra am 14. August 1999 bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften im hessischen Gelnhausen. Hinter der siegreichen Alice Reus musste sich Sandra in 11,83 sec. nur um 3/100 sec. geschlagen geben und gewann die Silbermedaille.
Über 200 m belegt sie in 24,28 sec. den 5. Platz.



Sandra Abel gehörte nun zum Kader des Deutschen Leichtathletikverbandes für die olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney.

Bei einem Sportfest im Mai 2000 bezwang Sandra Abel erstmals nach vier Jahren ihre Rivalin Shanta Shosh wieder in einem 100 m Rennen. Sandra lief 11,88 sec und Shanta 11,99 sec.
Beim Pokal der Freundschaft am 01. Juni 2000 im Homburger Waldstadion gewann Sandra für das siegreiche Saarland den 100 m Lauf in erneut persönlicher Bestzeit von 11,72 sec.

Am Pfingstsamstag, dem 10. Juni 2000, lief Sandra Abel beim Internationalen Meeting im französischen Forbach ihre schnellste, je gelaufene Zeit über 100 m. In 11,59 sec. überquerte sie die Ziellinie und schlug dabei die deutsche Spitzenläuferin Marion Wagner aus Mainz.




Bei den Saarländischen Leichtathletikmeisterschaften am 01./02. Juli 2000 auf dem Saarbrücker Kieselhumes wurde Sandra Abel hinter Shanta Ghosh jeweils Vizemeisterin über 100 m in 11,75 sec. und 200 m in 24,62 sec.

Am 08. Juli 2000 startete Sandra Abel beim Sparkassen DLV-Meeting in Dortmund im Stadion Rote Erde über 100 m. Bei diesem internationalen Meeting war die gesamte deutsche Sprintelite vertreten. Sandra lief im Vorlauf 11,61 sec. und erreichte damit den Endlauf. Hier waren drei Sprinterinnen aus der Ukraine und vier Deutsche ihre Konkurrentinnen. In 11,77 sec. belegte Sandra den 8. Platz.
Beim Internationalen Erdgas Sachsenmeeting am 22. Juli 2000 startete Sandra Abel über 100 m und wurde im B-Endlauf hinter der siegreichen Birgit Rockmeier in 11,66 sec. Zweite.



Das Wettkampfjahr 2001 war für Sandra Abel gekennzeichnet durch andauernde Kniebeschwerden, so dass sie nicht richtig belasten konnte und sich im August einer Kniearthroskopie unterziehen musste. Die Saison war damit endgültig gelaufen.
Dabei hatte es bei den Saarländischen Hallenmeisterschaften im Januar 2001 so gut begonnen. In der neuen Leichtathletikhalle am Olympiastützpunkt Saarbrücken lief Sandra im 60 m Vorlauf die schnellste Zeit mit 7,45 sec. und verbesserte ihre persönliche Bestzeit um 2/100 sec. Allerdings zog sie im Finale gegen Shanta Ghosh in 7,52 sec den Kürzeren. Shanta Ghosh siegte in 7,48 sec.
Bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften in Erfurt belegte Sandra Abel in 7,61 sec. den 3. Platz.
Im Wettkampfjahr 2002 steht eigentlich nur der 4. Platz über 60 m in 7,76 sec. bei den Süddeutschen Hallenmeisterschaften im Februar in Chemnitz zu Buche.
Wegen ständiger Fußbeschwerden musste Sandra auch die Saison 2002 abhaken.
Im August 2002 nahm Sandra Abel am Eröffnungsgottesdienst in München anlässlich der Leichtathletik-Europameisterschaften teil. Am Gottesdienst nahm auch die deutsche Skiikone Rosi Mittermeier teil. Sandra durfte im Fernseh-Gottesdienst die Fürbitten lesen. Gehalten wurde der Gottesdienst vom deutschen Olympiapfarrer Michael Kühn, der Sandra ein Jahr später in der Pfarrkirche St. Johannes in Rohrbach mit Andreas Ruth traute.


Zur neuen Saison 2003 wechselt Sandra vom LC Rehlingen zum SV Saar 05 Saarbrücken.
Im Januar 2003 musste Sandra sich beim DLV-Mannschaftsarzt Dr. Graff in Essen einer Fersenoperation unterziehen.

Im Juli 2003 Sandra Abel im Trikot ihres neuen Vereins SV Saar 05 Saarbrücken
Nach der Operation startete Sandra bei einem Sportfest zum ersten Mal im Trikot ihres neuen Vereins SV Saar 05 Saarbrücken. Sie belegte im 100 m Lauf hinter Marion Hassel in 12,46 sec. den 2. Platz.
Es sollte der erste und letzte Start für den SV Saar 05 gewesen sein.
Wegen den ständigen Schmerzen im Fuß, die sie trotz der Operation weiterhin beinträchtigten, beendete Sandra Abel dann Ende 2003 ihre erfolgreiche Karriere.
Im September 2005 startete Sandra anlässlich des 100-jährigen Bestehens des SV Saar 05 noch einmal für ihren Verein in der Disziplin Speerwerfen. Dabei zog sie sich im 2. Versuch einen Kreuzbandriss zu.


Sandra lebt mit Ihrem Mann Andreas Ruth und ihren beiden Söhnen Moritz und Tobias im Neunkircher Stadtteil Kohlhof. Die Amtfrau der Stadtverwaltung Homburg ist dort im Sitzungsdienst tätig.
Gelungenes Comeback nach 16 Jahren am 30. Mai 2019
Ihr letztes Rennen bestritt Sandra Ruth am 23. Juli 2003, damals noch unter ihrem Mädchennamen Abel auf dem Saarbrücker Kieselhumes im Trikot des SV Saar 05. Damals war es ihr erstes Rennen nach einer Fersenoperation im Januar 2003.
Doch immer wieder Verletzungsprobleme und weitere OP’s, u.a. ein Kreuzbandriss ließen die einst so erfolgreiche Laufbahn der schnellen Sprinterin aus Rohrbach jäh beenden.

Nach einer weiteren Fersenoperation im Jahr 2016 kam nochmals Hoffnung auf, dass Sandra wenigstens ein bisschen Freizeitsport treiben könnte.
Seit einem Jahr ist sie jetzt beschwerdefrei und hat sich der Leichtathletikabteilung des TuS Neunkirchen angeschlossen.

Die Startgemeinschaft Team Equipe Saar, ein Seniorinnenteam, bestehend aus den drei Vereinen LC Rehlingen, LAC Saarlouis und TuS 1860 Neunkirchen brachte Sandra Ruth nun dazu, bei den saarländischen Mehrkampfmeisterschaften in Piesbach zu starten.

Im Team mit der Teammanagerin Margret Klein-Raber und der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger startete Sandra im 100 m Lauf und wurde trotz 1,8 m/sec. Gegenwind in 14,04 sec. Zweite hinter Kirsten Hochstrate.




Mit 6.541 Punkte wurden die Seniorinnen souveräner saarländischer Mannschaftsmeister in ihrer Altersklasse und qualifizierten sich damit für den Endkampf um die Deutsche Meisterschaft im September in München.

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Iris Hensel, Gradys Chai von der Laage, Lutwin Jungmann, Andreas Ruth, Horst Diehl und den Rohrbacher Heimatfreunden.
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