1954 Beim ersten Rohrbacher Faschingsumzug säumten Tausende die Straßen
Der Fastnachtsdienstag war in Rohrbach in den Nachkriegsjahren traditionell der Tag der Straßenfastnacht. Allerdings war das Feiern bis einschließlich 1948 noch Beschränkungen unterworfen. Man durfte bis dahin keine Gesichtsmasken tragen, sodass mehr Sorgfalt aufs Schminken gelegt wurde. Ab 1949 wurden die Bestimmungen etwas gelockert. Wer „verboozt“ auftreten wollte, musste bei der Ortspolizeibehörde eine Maskenkarte beantragen. Verkleidet traf man sich an der Drehscheibe, um von dort von Wirtschaft zu Wirtschaft zu ziehen. 1954 organisierte dann die Interessengemeinschaft „Rat und Tat“ (Rohrbacher Geschäftsleute) erstmals einen großen Umzug. Er fand am Faschingsdienstag, den 2. März statt. Auch hatte die närrische Gemeinde erstmals ein Prinzenpaar. Rita Wadle als Rita I. von Wadwolfshausen und Artur Banholzer als Artur I. von Finkendahlheim. Als Präsident des närrischen Staates Rohrbach fungierte Heinz Gehring (de Klowe).
Die Ernennungsurkunde von Prinzessin Rita I. (Wolfs Rita)Das Prinzenpaar Rita Wadle als Rita I. von Wadwolfshausen und Artur Banholzer als Prinz Artur I. von FinkendahlheimPrinzessin Rita I. von Wadwolfshausen wird in der Backstubb Ihres Vaters Jakob Wolf abgeholt. Auf dem Foto von links: Berta Reinhardt (Bickars Berta), Albert Walch, Paul Reinhardt, Heinz Gehring (de Klowe), Prinzessin Rita I., Prinz Artur I., Heinz Wadle und Gertrud BanholzerDas Prinzenpaar zeigt sich erstmals seinem närrischen Volk. Am Fenster oben rechts: Jakob Wolf (Vater der Prinzessin) und Heinrich Bastian (De Brocke). Im Prinzenwagen hinten rechts die 5-jährige Marie-Luise WagnerHofmarschall Heinz Gehring (de Klowe) führte die Verhandlungen um die Zepterübergabe zwischen Bürgermeister Jakob Oberhauser an das Prinzenpaar. Rechts im Bild Prinz Artur I.Nach zähen Verhandlungen übergab Bürgermeister die Schlüsselgewalt an das Prinzenpaar. Auf dem Foto von links: Bürgermeister Jakob Oberhauser, Prinzessin Rita I., Günter Weiland, Prinz Artur I., Heinz Gehring (de Klowe)Bürgermeister Oberhauser gibt sich geschlagen und spricht an das närrische Volk. Auf dem Foto von links: Prinzessin Rita I., Bürgermeister Oberhauser, Prinz Artur I., Albert Walch und Heinz Gehring (de Klowe)Der entmachtete Bürgermeister Oberhauser kann es noch nicht fassen. Prinzessin Rita I. schaut noch ein wenig skeptisch. Neben Bürgermeister Oberhauser, Prinz Artur I., Paul Reinhardt, Albert Walch und Heinz Gehring (de Klowe) und ganz rechts Richard Rohe (Besitzer eines Tabakladens mit Lotto- und Totoannahmestelle), besser bekannt als „de Zigarette Richard“ . Ganz links auf dem Foto Heinz WadleNun hat der Elferratspräsident Paul Reinhardt das WortPrinzessin Rita I. von Wadwolfshausen spricht zu Ihren UntertanenPrinz Artur I. von Finkendahlheim wendet sich an die Rohrbacher BevölkerungPrinzessin Rita I. zeichnet den Hofmarschall Heinz Gehring (de Klowe) mit dem höchsten Rohrbacher Orden, dem Stampesorden ausMit einem dreifachen Alleh Hopp wird die Zeromonie der Übergabe der Regierungsgeschäfte von Bürgermeister Jakob Oberhauser an das Prinzenpaar beendet. Nun beginnt die Fahrt des neu inthronisierten Prinzenpaares an Ihren Untertanen vorbei durch den OrtDie glückliche Prinzessin Rita I. von Wadwolfshausen. Vor ihr im Wagen steht Ursula BanholzerPrinz Artur I. von Finkendahlheim macht sich schon Gedanken um seine Amtsführung. Im Prinzenwagen vorne halb verdeckt Marie-Luise Wagner, daneben Christa Oberhauser Menschenmassen jubeln dem Prinzenpaar zu. Als Gladiatoren und Leibwächter des Paares sind links Willi Stolz (Bienche) und rechts Franz Müller zu erkennen. Der Herrschaftwagen wird von Hans Wagner senior mit Zylinder (Vater des heutigen St.Ingberter Oberbürgermeisters Hans Wagner) gesteuert. Im Prinzenwagen vorne Ursula Banholzer und Christa OberhauserKönig Faruk mit seinem Harem ist extra zu den Feierlichkeiten nach Rohrbach angereistSogar aus Zentralafrika sind Gäste zu den Feierlichkeiten angereistAuch der Vespaclub ist närrischStaunende Zuschauer am StraßenrandSogar das Finanzamt St. Ingbert hat eine närrische Abordnung geschicktAusgelassene Stimmung bei allen Beteiligten. Links auf dem Foto: Harald AllmannsbergerMit Musik der „Sonny-Boys“ geht alles besser. In der Bildmitte mit „Hut und Nas“ Paul DohrDie strahlende Prinzesssin RitaWas brauchen wir Hollywood, Rohrbach hat seine RitaAkrobat schööön . Im Bild Edmund GunkelmannWer kennt die Narrenvölker ???Der Bock der Bierbrauerei BeckerWer sind die Damen ??Jung und altDer Wagen der Bierbrauerei BeckerDer Wagen des Prinzenpaares im EckBeckers Bock BierDer kleine Bäckerjunge rechts im Bild ist der 11-jährige Kurt WolfTausende drängen sich an den Straßen. Hier Ecke Kaiserstraße-Bahnhofstraße
Im Jahre 1955 fand noch einmal ein Faschingsumzug am Fastnachtsdienstag statt. Danach gab es zwar noch Straßenfastnacht, jedoch nur noch in Gruppen, die von Wirtschaft zu Wirtschaft zogen. 1965 wollte man in Rohrbach nochmals einen Faschingsumzug auf die Beine stellen. Die Wagen waren bereits hergerichtet. Jedoch erteilte das Landratsamt St.Ingbert keine Genehmigung, weil man den Zug zu spät angemeldet hatte. In den folgenden Jahren fanden keine Umzüge mehr statt.
Mitte der 70er Jahren griff der Schützenverein die alte Fastnachtstradition des Zuges von Wirtschaft zu Wirtschaft wieder auf. Am Rosenmontag versammelten sich die Boozen am ehemaligen Kaufhaus Gaffga und man zog hüpfend und singend von einem Wirtshaus zum anderen bis zum Schützenhaus. Dort fand der traditionelle Lumpenball statt, der früher in den Sälen bei „Glasersch“ und beim „Ännche“ gefeiert wurde.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Norbert Wadle und den Heimatfreunden Rohrbach und Ihrem Heimatbuch Teil II aus dem Jahre 1991.
Mehr zur Fastnacht in den Nachkriegsjahren im Saarland und in Rohrbach finden sie auf der Webseite www.saar-nostalgie.de von Rainer Freyer.
Einfach toll wieviele Menschen damals mit gefeiert haben. Zum Glück halten die Rohrbacher Geierfrauen seit 10 Jahren den Rathaussturm wieder am Laufen und begeistern wieder hunderte von Narren
Dir lieber Karl Danke für Deine unschätzbare Arbeit
Hallo Karl.
Dass es heute in Rohrbach so etwas nicht mehr gibt ist schade,
Es fehlen halt die Leute die alles organisiert haben.Es waren
halt Idealisten und Rohrbacher Orginale.Danke dass du hier alles nocheinmal aufleben läßt.Es waren schöne Zeiten.
Lieber Karl, es fasziniert mich immer wieder von neuem deine Artikel in der Rohrbach-Nostalgie zu lesen. Mit viel Liebe und Mühe recherchierst du akribisch, dokumentierst sachlich und lässt uns alle daran teil haben. Hab dank und bleibt weiterhin am Ball.
Deine Fans sind dir dankbar. Liebe Grüße Claudia
Hallo, lieber Karl,
auch ich war damals bei dem Umzug dabei, würde mich aber heute auf keinem Bild mehr erkennen. Ich kann mich nur noch erinnern, dass Knecht´s Anna die Häre-Mutter war.
Vielen Dank für Deine Beiträge und mach weiter so.
Gruß
Rudolf
Wow – Ich kann mich einfach nicht sattsehen. Die Bilder sind vorzüglich. Kann nicht warten bis der nächste Beitrag herauskommt. Herzlichen Dank für Deine Bemühungen.
Hallo lieber Karl,ich kannte nur durch die Erzählungen meiner verstorbenen Schwiegereltern wie damals in Rohrbach Fasenacht gefeiert wurde,jetzt kann ich durch deinen tollen Bericht erst richtig verstehen was da los war,danke für diesen Beitrag!LG Maria Schuh
Hallo K A R L ! ! !
Du machst Dir wirklich sehr viel Mühe und Arbeit. Mach so weiter, man kann nur hoffen dass
Du weiterhin so fündig bleibst.
Also mir gefällt es auch großartig. Mittlerweile bin ich ja 55 Jahre in Rohrbach.
Nochmals vielen Dank für Deine sehr schöne Präsentation.
Hallo Karl! Köstlich die alten Bilder! Na, da war ja was los!! Schön für Norbert, seine damals noch jungen Eltern beim Feiern zu sehen. Zwei Jahre später wars mit dem unbeschwerten Feiern vorbei, da waren wir da. Mit lieben Grüßen
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