
Der Bau einer Autobahn wurde im Saarland bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts geplant, konnte aber aufgrund der Kriegsereignisse nie in die Tat umgesetzt werden.
So war es dann der ersten saarländischen Landesregierung nach der Volksabstimmung vom Oktober 1955 vorbehalten, eine Verkehrsplanung zu initiieren, die den Gegebenheiten der Zeit Rechnung trug. Beschlossen wurde eine Autobahn, die in Maßen und Bauweise mit den bundesdeutschen Autobahnen identisch war und sich nahtlos an das Rheinland-Pfälzische Autobahnteilstück Mannheim- Bruchmühlbach anschließt. Von dort sollte die saarländische Autobahn über die Anschlussstellen Limbach/Kohlhof, Rohrbach, Sengscheid, Fechingen nach Brebach/Güdingen führen, wo eine Verbindung zu einem Teilstück geschaffen werden sollte, das nach Metz führt. Für den Bau dieses Autobahnabschnittes wurden 10 Jahre veranschlagt.
Diese Planung wurde Anfang August 1956 von dem damaligen saarländischen Staatskommissar für Wiederaufbau, Erich Schwertner in einem Interview mit dem SR-Zeitfunkreporter Karl Pastowsky im SR-Radio vorgestellt (https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=6104). Schwertner betonte in diesem Interview, dass die ersten Aufträge zur Vorbereitung der Strecke bereits an saarländische Baufirmen vergeben seien und mit den Arbeiten unverzüglich begonnen würde.
Die Westpfälzische Rundschau berichtet in ihrer Ausgabe vom Freitag, dem 10.August über das bevorstehende Großerereignis.
Es war ein historischer Tag für Rohrbach und darüber hinaus für das ganze Saarland, als am Samstag, dem 11. August 1956 morgens um 10 Uhr in einem Waldstück in Rohrbach (in Höhe der heutigen Ausfahrt Rohrbach aus Richtung Mannheim), auf Hochglanz polierte schwarze Citroen der saarländischen Regierungsmitglieder neben den repräsentativen Mercedes Limousinen der Offiziellen aus der Bundesrepublik standen.

Dazwischen der Übertragungswagen von Radio Saarbrücken, der Reporterwagen des Südwestfunks und die Fortbewegungsmittel der schreibenden Zunft. Das Musikkorps der Landespolizei aus Saarbrücken intonierte Märsche. Etwa einhundert Menschen hatten sich von den Polizisten auf der Kaiserstraße zum Wald hin einweisen lassen. Sie wollten dabei sein, wenn der Staatskommissar für Wiederaufbau, Erich Schwertner, mit dem ersten Spatenstich das Startzeichen zum Beginn des Autobahnbaus geben sollte.

„Pulsierende Adern in einem lebendigen, von der wirtschaftlichen Struktur bestimmten Gebilde“, nannte Staatskommissar Schwertner die Autobahnen. Sie seien darüber hinaus völkerverbindende Einrichtungen, die gerade im europäischen Raum vielleicht eines Tages ausersehen seien, die verhärtete Stellung aufzuweichen und damit eine Grundlage für Frieden und Wohlfahrt zu schaffen.



Rohrbach sollte in den folgenden Jahren das Zentrum für den Autobahnbau im Saarland werden. In der Nähe des Hochhauses der Firma Ernst Heckel in der Kahlenbergstraße stand das Autobahnneubauamt. Hier liefen sämtliche Fäden zusammen.
In den folgenden Monaten wurden in den Wald breite Schneisen geschlagen. Großraumbagger und Planierraupen saarländischer Straßenbaufirmen bestimmten das Bild.
Die heute auf dem Kahlenberg stehende Schutzhütte musste von ihrem ehemaligen Standort unterhalb des Kahlenbergs, in der Nähe des früheren Rohrbacher Hofs, weichen. Der Pfälzerwaldverein Rohrbach erwarb die ehemalige Blockhütte der Firma Heckel, baute sie ab transportierte die Bauteile mittels Pferdefuhrwerken auf den Kahlenberg.




Drei Luftaufnahmen, die das Landesinstitut für Pädagogik und Medien freundlicherweise zur Verfügung gestellt, zeigt den Autobahnbau um 1957 am Kahlenberg in Rohrbach.
Am 1. Januar 1957 erfolgte der Beitritt des Saarlandes als zehntes Bundesland zur Bundesrepublik Deutschland, aufgrund der Volksabstimmung vom 23. Oktober 1955.

So gab es auch einige Überraschungen beim Bau der Autobahn. Im Auftrag des Landeskonservatorenamtes und mit Unterstützung des Straßen-Neubauamtes wurde im Februar 1957 im Pfeifferwald, ein ca. sieben Meter langes Teilstück einer alten Römerstraße freigelegt. Interessierte und geschichtsbewussste Lehrer gingen damals mit ihren Klassen zu der freigelegten Römerstraße, die nur für einige Wochen zugänglich war und dann wieder mit Erdreich abgedeckt wurde. Heute stehen dort Fertigungshallen der Firma Festo.



Wegen des Autobahnbaus mussten in Rohrbach einige Straßenverläufe geändert werden. Die Kaiserstraße wurde ungefähr ab dem Alten Forsthaus tiefer gelegt, um den Bau der Autobahnbrücke Höhe der heutigen Firma Festo zu ermöglichen.


Auch die Straßenführung hinter dem Viadukt in der Hasseler Straße Richtung Hassel im Bungert musste geändert werden, wegen der Brücke hinter dem jetzigen Kreisel am neuen Werk der Firma Festo.







Gegenüber den bundesdeutschen Autobahnen wies die Fahrbahndecke des saarländischen Teilstücks eine Besonderheit auf: Auf dem Teilstück war fast ausschließlich weicher Buntsandstein vorhanden und die Kosten für den üblichen Rheinkies-Beton waren zu hoch. Deshalb entschied man sich, für den Unterbau eine fünfzig Zentimeter dicke Schicht Hochofenschlacke aus den saarländischen Hütten zu verwenden.

Als Tragschicht wurden verschieden starke Lagen bituminösen Materials aufgewalzt. Dazu waren eigens eine große Asphalt-Mischanlage auf dem jetzigen Industriegelände Geistkircherhof im Bereich des heutigen Firmenareals von Kipperbau Gergen eingerichtet worden.


Am 6. Juli 1959 (Tag X) erfolgte der wirtschaftliche Anschluss des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland. Nun war das Saarland ein vollwertiges Bundesland.

Am Montag, dem 14. Dezember 1959 hieß es dann „Freie Fahrt auf der Saar-Autobahn“. Genau an der Stelle, an der die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland einander berühren, gab Bundesverkehrsminister Dr. Seebohm die neue Autobahnbahnstrecke zwischen Landstuhl und St. Ingbert-West für den allgemeinen Kraftfahrzeugverkehr frei. An der Feierstunde nahmen neben dem Bundesverkehrsminister, Ministerpräsident Dr. Peter Altmaier (Rheinland-Pfalz), Ministerpräsident Dr. Franz Josef Röder (Saarland), der Bischof von Speyer Dr. Isidor Markus Emanuel, der Vertreter der evangelischen Landeskirche der Pfalz, Dekan Dauber, die Landtagspräsidenten aus Mainz und Saarbrücken, Bundes- und Landtagsabgeordnete aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz, zahlreiche Länderminister sowie Vertreter der Landesbehörden, der Landkreise, Städte und der Bauwirtschaft teil.

Der saarländische Streckenteil ist in dreijähriger Arbeit gebaut worden. Für den Bau der 24 Kilometer von Homburg bis St. Ingbert-West wurden 77,84 Millionen Mark verbaut. Das entspricht einem Kostenaufwand von 3,24 Millionen Mark für jeden Kilometer. Insgesamt 42 kleinere und mittlere Brücken mussten gebaut werden.







Dies beendete den ersten Bauabschnitt der saarländischen Autobahn, bei der Rohrbach immer im Mittelpunkt des Interesses stand.


Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung des Landesarchivs Saarbrücken, den Rohrbacher Heimatfreunden, Claus-Dieter Hardeck, Heinz Bächle, Heinz Abel, Alfred Jacob, Karl Gebhardt, Horst Diehl, Karl Gebhardt und Jürgen Sinnwell.
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