Die Eibseeseilbahn war eine bautechnische Meisterleistung und bis zu ihrem Betriebsende eine der größten und spektakulärsten Seilbahnen der Welt. Sie führte von der Bodenstation aus 1005 m Höhe über nur zwei Stützen auf den Gipfelgrat in 2955 m Höhe.
Zwischen der zweiten Stütze und der Bergstation wies die Strecke die enorme freie Seilspannweite von 2635 m auf. Alle diese Merkmale zusammengenommen, wurde die Bahn von keiner ähnlichen Anlage weltweit erreicht oder übertroffen.
Diese mit allen modernen technischen Einrichtungen versehene Seilbahn wurde nach dem System Heckel von der Vereinigten Maschinenfabriken AG Pohlig-Heckel-Bleichert aus Rohrbach geplant und gebaut.


Im Mai 1960 entschloss sich die Bayerische Zugspitzbahn AG zum Bau der Seilschwebebahn. Die bewährte Zahnradbahn und die neue Seilbahn sollten sich zusammen ergänzen. Gemeinsam konnten sie stündlich 1400 Fahrgäste auf die Zugspitze bzw. ins Tal befördern. Baubeginn der Eibsee-Bahn war im Jahr 1961. Während des Baues fusionierte die Firma Heckel in Rohrbach mit den beiden großen deutschen Seilbahnpionieren Julius Pohlig und Adolf Bleichert zu den neuen Pohlig-Heckel-Bleichert (PHB). Die Talstation und der Bau der beiden Stützen wurden 1961 vollendet. Wegen der ungünstigen Witterung zogen sich die Bauarbeiten bis Ende 1962 hin.
Nach rund zweijähriger Bauzeit war die Eröffnung der neuen Seilbahn vom Eibsee zum Zugspitzgipfel am 1. Dezember 1962 angesetzt. Bei der ersten offiziellen Bergfahrt mit Ehrengästen und geistlichen Vertretern kam es zu einem Zwischenfall. Als ein Reporter in der Talstation aus Versehen gegen einen Steuerungsschrank stieß, löste er damit eine Notbremsung des gesamten Systems aus. Durch die abrupte Bremsung kam es zu einem Zugseilüberwurf. Nach einer mehr als zweistündigen Kriechfahrt kehrten sämtliche Passagiere wohlbehalten wieder ins Tal zurück.
Nach umfassender technischer Überprüfung konnte die Eibsee-Seilbahn schließlich am 15. Mai 1963 ihren Betrieb aufnehmen.
Bei einer Fahrbahnlänge von 4.453 Metern und einem Höhenunterschied von 1.950 Metern beförderte sie bis zum Betriebsende in den beiden Kabinen mit einer Kapazität von je 44 Fahrgästen bei einer Fahrgeschwindigkeit bis zu 10 m /sec. bis zu 260 Passagiere pro Stunde und Richtung.
Insgesamt nutzten in den fünf Jahrzehnten 21,3 Millionen Ausflügler und Urlauber aus Deutschland und der ganzen Welt die Eibsee-Seilbahn, um sich bei schönem Wetter auch an der fabelhaften Aussicht während der rund zehnminütigen Fahrt zu begeistern: Ein Blick auf den malerisch im Tal gelegenen, wildromantischen Eibsee oder in Richtung Norden bis ins oberbayerische Voralpenland ist eine wunderbare Einstimmung auf das atemberaubende Panorama, das die Besucher schließlich auf Deutschlands höchstem Berg erwartet: Über 400 Berggipfel in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz präsentieren sich rund um die Zugspitze.

Die besonderen Probleme bei der Planung dieser Seilbahn waren die große Spannweite in der oberen Häfte der Trasse, der Durchhang der Seile, die damit verbundenen Bewegungen der Spanngewichte, die Wind- und Schwingungsverhältnisse sowie Transport- und Montagemöglichkeiten. Im Gegensatz zur klassischen Bauweise mit je einem Trag- und Zugseil wurden bei dieser Pendelbahn zwei Trag- und zwei Zugseile je Fahrbahn verwendet.



Auf der 60 m langen Gipfelbaustelle wurden für die Kabineneinfahrten zwei Schlitze in den Felsgrat gebrochen. Die in einem Abstand von 24 m auseinanderliegenden Bauwerke der Bergstation wurden durch einen architektonisch gut gelösten Terrassenbau miteinander verbunden. Dieser enthielt außer einer offenen Terrasse zwei darunterliegende verglaste Aussichtsterrassen, die über Rolltreppen zu erreichen waren und einen direkten Übergang zur Gipfelstation der Seilbahn, zum Schneefernerhaus (Zugspitzplatt) dienten.
Ein paar Fotos von den schwierigen Montagearbeiten



















Die dem Landschaftsbild angepasste Talstation, in der auch der Antrieb untergebracht war, stellte in jeder Hinsicht ein bemerkenswertes Bauwerk dar. Das Skelett der Station bildeten 9 schlanke Stahlbetonzweigelenkrahmen von 12-19,5 m Höhe und einer Riegelspannweite von 13 m, deren Gelenke auf imprägnierten Korkplatten ruhten. Besonders hervorzuheben ist noch der in Senkbauweise gefertigte 20 m tiefe Spanngewichtsschacht.



Das Landschaftsbild blieb im guten Sinne erhalten. Eine Ringstraße verband Seilbahn, Zahnradbahn und Hotel Eibsee. Die Parkplätze lagen zur Betriebseröffnung etwas abseits im Bergwald.
Der Transport der Konstruktionsteile zu den einzelnen Aufstellungsplätzen, sowie deren Montage, stellten infolge des hochalpinen Charakters dieser Baustelle an alle Mitwirkenden außergewöhnlich hohe Anforderungen. Plötzliche Wetterumstürze, die je nach Jahreszeit Schnee, Eis, Gewitter, Nebel und Sturmböen brachten, waren die ständigen Begleiter der hier schaffenden Menschen.

Um die witterungsbedingten Ausfälle einigermaßen ausgleichen zu können, war es unerlässlich, verschiedene Arbeiten auch nachts durchzuführen. Umso erfreulicher ist es, dass dieses gewaltige Bauwerk ohne nennenswerte Unfälle vollendet werden konnte.


Ein paar wunderschöne Fotos, die Herr Peter Hübner zur Verfügung gestellt hat





Anfang 1963 wurde das Tragseil bei einem Orkan trotz Sicherheitsvorkehrungen abgeworfen, so dass zusätzliche Sturmsicherungen installiert werden mussten. Möglicherweise trug großer Eisbehang dazu bei. Dadurch verzögerte sich die Aufnahme des öffentlichen Betriebs. Am 15. Mai 1963 nahm die Bahn den öffentlichen Betrieb auf. Sie war zu diesem Zeitpunkt mit einer Förderleistung von max. nur 260 Personen pro Stunde, verglichen mit anderen Pendelbahnen dieser Zeit, bereits veraltet. Dies war den beengten Platzverhältnissen am Gipfel sowie der sehr großen schrägen Länge der Seilbahn, die größere Kabinen nicht zuließen, geschuldet. Die Eibseeseilbahn war im Besitz der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG.
Da die geringe Beförderungskapazität der Eibseeseilbahn zu langen Wartezeiten führte, wurde im Jahr 2008 ein Neubau ins Auge gefasst.
2012 wurde schließlich ein Neubau beschlossen, der 50 Millionen Euro kostete.

Während fast 54 Jahren Betriebszeit, wurden rund 21,3 Millionen Fahrgäste befördert.




Wer noch mehr über die Bayerischen Zugspitzbahnen erfahren will, kann sich über den folgenden Link informieren:
https://zugspitze.de/de/Zugspitze/Sommer/Seilbahn-Zugspitze
Besonders bedanken möchte ich mich bei Herrn Peter Hübner, Archivar der Bayerischen Zugspitzbahnen in Garmisch-Partenkirchen und dem Betriebsleiter Seilbahnen u. Lifte Zugspitze, Herrn Peter Hurm in Garmisch-Partenkirchen, die mich mit zahlreichen Fotos und Dokumenten unterstützt haben. Ferner möchte ich mich bei Frau Rita Thomas und Herrn Rainer Bachmann bedanken, die mich ebenfalls mit Fotos und Dokumenten vom damaligen Bau aus den Jahren 1961-63 unterstützten, sowie Horst Diehl.
Es wird darauf hingewiesen, dass die Rohrbacher Heimatfreunde im Besitz eines Dokumentarfilms vom Bau der Zugspitzbahn aus den Jahren 1961-63 sind. Dieser Film wurde digitalisiert und soll nach der Corona – Epidemie in Verbindung mit zahlreichen Fotos und Dokumenten einem interessierten Publikum vorgeführt werden. Der Termin wird rechtzeitig bekanntgegeben.
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