Im zweiten Teil der Firmengeschichte der den Weg der Weltfirma von „Ernst Heckel“ zu „Thyssenkrupp“ erzählt, wollen wir die Nachkriegsjahre bis zum Jahr 1960 beleuchten.
Bereits 1927 wurde das Unternehmen, das sich damals hauptsächlich auf Seilbahnen für die Bahn und Kohlegruben spezialisiert hatte, aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an die „Felten & Guilleaume Carlswerk AG, Köln-Mülheim“ verkauft. Hauptanteilseigner der „Felten & Guilleaume AG“ war der belgisch-luxemburgische Arbed-Konzern.
Nach dieser Übernahme hatte Ernst Heckel mit der Konstruktion von Großraumkabinen für touristisch genutzte Seilbahnen begonnen, auf die er auch mehrere Patente erhielt. Diese Erweiterung der Produktpalette brachte neue, zum Teil internationale, Aufträge und ein deutliches Wachstum der Firma.
Firmengründer Ernst Heckel starb am 26. Mai 1949 im Alter von fast 88 Jahren am Tegernsee und fand seine letzte Ruhestätte im Familiengrab auf dem Friedhof Saarbrücken – St. Johann.

Nach dem Tod des Firmengründers wurde das Zweigwerk Dudweiler, das vorwiegend auf die Fertigung von Stahlkonstruktionen spezialisiert war, an den ehemaligen Betriebsleiter Hans Leffer verkauft. Das Werk in Rohrbach hingegen wurde nach und nach erweitert.




Anfang der 50er Jahre wollte die Geschäftsleitung die Hauptverwaltung in Saarbrücken auflösen und nach Rohrbach verlegen. Dies verursachte große Widerstände im Betriebsrat, da viele technische und kaufmännische Angestellte im Großraum Saarbrücken wohnten. Der Betriebsrat war der Meinung, dass der Neubau in Rohrbach nur Nachteile bringen würde. Allerdings nutzte der Widerstand nichts und am 01. Mai 1955 wurde beschlossen, das neue Verwaltungsgebäude in Rohrbach zu bauen.
Berühmt waren auch die Heckel Waldfeste, die alljährlich im Rohrbacher Auwald stattfanden. Es waren damals die wohl größten Volksfeste im heutigen Saarpfalz-Kreis. Lesen Sie dazu den gesonderten Artikel auf meiner Webseite: https://rohrbach-nostalgie.de/2011/04/08/das-waldfest-der-firma-heckel-ein-beruhmtes-volksfest-in-rohrbach/

Die Gemeinde Rohrbach, an der Spitze Bürgermeister Jakob Oberhauser, begrüßte natürlich diesen Beschluss der Firma Heckel. Schließlich bedeutete dieser Beschluss auch einen enormen Aufschwung für die Gemeinde. Zwischen dem Direktor der Firma Alfred Lippmann und Bürgermeister Jakob Oberhauser entwickelte sich ein besonders gutes Verhältnis.


Am 02. Mai 1955 war der Spatenstich, für das in Rohrbach nur als „Heckel-Hochhaus“ bekannte, markante Bauwerk, dessen Grundsteinlegung am 27. Juni 1955 stattfand. Ende 1956 erfolgte der Umzug aller Büros der Firma nach Rohrbach. Nun waren Geschäftsführung, Verwaltung, Konstruktion und Fertigung, einschließlich Gießerei, an einem Standort konzentriert.

Trotz Verlegung des Firmensitzes nach Rohrbach feierte man das Fünfzigjährige noch in Saarbrücken. Im Sommer 1955 wurde dieses Jubiläum mit einem rauschenden Fest im Saarbrücker Johannishof begangen.
Mittlerweile hatte sich die Firma auf dem Weltmarkt etabliert und konnte zahlreiche Aufträge requirieren. Als Beispiel dient hier der Auftrag für die damals höchstgelegene Seilbahn der Welt, die vom Chamonix auf einen der Montblanc Gipfel in 3842m Höhe führte.






Im Jahr 1958 entschied der Aufsichtsrat des Konzerns „Felten & Guilleaume“, dass die innerbetriebliche Konkurrenz zwischen den Firmen Heckel in Rohrbach und der Firma Bleichert in Köln abgemildert werden sollte. DDR-Flüchtlinge aus dem ehemaligen Bleichertwerk in Leipzig hatten bereits 1946 in Köln die Firma „Bleichert Transportanlagen GmbH, Köln“ gegründet und in den Felten & Guilleaume Konzern eingebracht. Zum Konzern gehörte auch die bekannte J. Pohlig AG, die bereits vor dem ersten Weltkrieg Seilbahnen in Hongkong und Rio de Janeiro und kurz nach dem ersten Weltkrieg die Seilbahn in Kapstadt gebaut hatte. Da alle drei Betriebe ein vergleichbares Produktangebot hatten, beschloss der Aufsichtsrat eine Verschmelzung der Konzerntöchter zu einer neuen Firma mit zwei getrennten Firmensitzen. So wurde am 20. März 1962 der Verschmelzungsvertrag zwischen der J. Pohlig AG, der Gesellschaft für Förderanlagen Ernst Heckel AG und der Bleichert Transportanlagen GmbH geschlossen. Rückwirkend zum 01. Januar 1962 hieß das neue Firmenkonstrukt P-H-B Pohlig-Heckel-Bleichert Vereinigte Maschinenfabriken AG Köln und Rohrbach.



Fortsetzung folgt
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Christoph Recktenwald, Horst Diehl und Doris Abel. Details wurden der Festschrift der Rohrbacher Heimatfreunde von Gerhard Wilke zum 100-jährigen Firmenjubiläum entnommen.
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