Das schönste Geburtstagsgeschenk zu ihrem 19. Geburtstag machte sich Sandra am 25. August 1996 selbst. Sie gewann mit ihren Staffelkameradinnen Marion Wagner (Mainz), Esther Möller (Dortmund) und Nancy Kette (Erfurt) mit der deutschen 4×100 m Sprintstaffel in 44,57 sec. hinter den USA und Jamaika die Bronzemedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften im australischen Sydney.















Wie alles begann
Gerne hätte die kleine Sandra, wie ihr großer Bruder Andreas Fußball gespielt. Doch beim SV Rohrbach gab es im Jahr 1986 keine Mädchen-Fußballmannschaft. Als man ihre Grundschnelligkeit erkannte, gab man ihr den Tipp, es doch mal in der Leichtathletik zu versuchen. Doch auch diese Sportart wurde von Vereinsseite in Rohrbach nicht angeboten.
So landete Sandra notgedrungen in der Leichtathletikabteilung des TV Kirkel. Ihr Trainer in Kirkel wurde Bernd Kienert, der Sandras Mehrkampftalent bald erkannte. Ihren ersten Dreikampf bestritt die 9-jährige Sandra am 17. Juni 1986 in Bierbach, wo sie auf Anhieb ihren ersten Sieg errang.
Fortan eilte die junge Sandra von Sieg zu Sieg und gewann zahlreiche Schülermeistertitel im Saarpfalzkreis und stellte dabei Rekorde auf, die größtenteils heute, also fast nach 30 Jahren noch Bestand haben. Ab 1989 gehörte sie zu den Kaderathletinnen des Saarländischen Leichtathletikbundes.



1988 tauchte Sandras Name erstmals in der Jahres-Bestenliste des Saarländischen Leichtathletikbundes in der Altersklasse Schülerinnen W 11 auf. Sie führte die Bestenliste über 50 m in 7,38 sec. und im Dreikampf mit 3093 Punkten an.




Ihr erstes großes, erfolgreiches Jahr sollte 1990 werden. Mittlerweile war Sandra auch in den Kader des Saarländischen Leichtathletikbundes aufgenommen worden und trainierte nun zusätzlich zum Vereinstraining beim TV Kirkel zweimal in der Woche am Olympiastützpunkt Saarbrücken unter der Leitung des Verbandstrainers Ulli Knapp.
So errang Sandra in dieser Saison in ihrer Altersklasse Schülerinnen W 13 allein sieben Saarlandmeistertitel neben zahlreichen Kreismeistertitel im Saarpfalzkreis.
Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere sollte jedoch der 7. Juli 1990 werden. In Bietigheim-Bissingen gewann die 13-jährige Sandra Abel unter 35 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland den Deutschen Meistertitel im Vierkampf der Altersklasse Schülerinnen W 13 mit neuem Saarlandrekord von 3849 Punkten.





Bei den Deutschen Meisterschaften im August 1990 belegte Sandra im Blockmehrkampf Sprint/Sprung den vierten Platz.

Zu Beginn der Saison 1991 vollzog Sandra einen Vereinswechsel. Sie startete nun für die DJK Erbach. Das Jahr 1991 sollte noch erfolgreicher als das Jahr zuvor werden. Insgesamt errang sie zwei deutsche Meistertitel im „Vierkampf“ in Wesel und im „Blockmehrkampf Sprint/Sprung“ in Illertissen. Zusätzlich gewann sie sechsmal den Titel einer Saarlandmeisterin in der Altersklasse Schülerinnen W 14.

Ihren ersten Deutschen Meistertitel im Trikot ihres neuen Vereins DJK Erbach gewann Sandra Abel in Wesel mit den Leistungen
- 9,72 sec. im 75 m Lauf
- 5,28 m im Weitsprung,
- 1,56 m im Hochsprung und
- die Kugel stieß sie 10,93 m weit.
Die Punktzahl von 4111 Punkten bedeutete abermals saarländischen Rekord. Dabei schlug sie erstmals nach der Wiedervereinigung Deutschlands, die komplette deutsche Konkurrenz, auch aus der ehemaligen DDR.


Fünf Wochen später, am 11. August war Sandra Abel in Illertissen im Allgäu im Blockmehrkampf Sprint/Sprung erneut siegreich und krönte die erfolgreiche Freiluftsaison mit dem zweiten Deutschen Meistertitel. Mit 5175 Punkten gewann sie abermals die Goldmedaille.
Dabei lag Sandra nach der ersten Disziplin, dem 80 m Hürdenlauf, unter 24 Teilnehmerinnen fast hoffnungslos auf dem vorletzten Platz. Doch dann erwachte ihr Kämpferherz und mit jeder Disziplin arbeitete sich weiter vor. Vor der letzten Disziplin, dem Speerwerfen, lag Sandra noch auf dem 6. Platz. Doch dann wuchs sie förmlich über sich hinaus, schleuderte den Speer auf 40,02 m und deklassierte die bis dahin führende Bettina Häuser aus Landshut um 13 m.
Damit war der zweite Meistertitel innerhalb von fünf Wochen perfekt. Bei diesem Wettkampf landete Bianca Kappler, die später als Weitspringerin im aktiven Bereich sehr erfolgreich war und für den saarländischen Spitzenclub LC Rehlingen startete, auf dem 8. Platz.




Im Februar 1992 nahm Sandra erstmals als B-Jugendliche an den Deutschen Hallen-Jugendmeisterschaften in Hanau teil. Dabei erreichte sie auf Anhieb den Zwischenlauf und wurde Zweite hinter der späteren Deutschen Meisterin Silke Lichtenhagen (LG Bayer Leverkusen) in persönlicher Bestzeit von 7,77 sec und verpasste das B-Finale nur um 0,02 sec.

Nachdem die Saison 1992 so verheißungsvoll begann, erkrankte Sandra zu Beginn der Freiluftsaison an Masern und konnte fast die ganze Saison nicht ihre gewohnten Leistungen abrufen. Ende des Jahres wurde sie aus dem Förderkader des SLB gestrichen, weil sie aufgrund der Erkrankung nicht ihre gewohnten Leistungen bringen konnte.
Im August 1992 startete sie erstmals nach ihrer Erkrankung bei den Deutschen Blockmehrkampfmeisterschaften in Salzgitter. Schon nach der ersten Disziplin, dem 80 m Hürdenlauf, wurde sie disqualifiziert. Sie beendete zwar den Wettkampf außer Konkurrenz, wurde aber nicht in die Wertung genommen. Es sollte ihr letzter Mehrkampf gewesen sein. Wegen ihrer andauernden Schwäche im Hürdenlauf, wandte sie sich ihrer Lieblingsdisziplin, dem Sprint, zu.
Die Saison 1993 sollte für Sandra den Erfolg wieder zurückbringen. Gleich zu Beginn des Jahres siegte sie bei den Saarländischen Hallenmeisterschaften in Saarbrücken und Mannheim in der Altersklasse Weibliche Jugend A über 60 m in 7,75 sec und über 200 m in 25,38 sec.
Bei den Saarländischen Freiluft-Meisterschaften startete Sandra erstmals im Langsprint über 300 m und siegte auf Anhieb in 40,31 sec. und qualifizierte sich damit für die Deutschen Jugendmeisterschaften in Dortmund.
Doch zunächst startete sie für ihren Verein DJK Erbach beim 12. DJK-Bundesportfest in Bamberg und gewann dort den Meistertitel über 300 m.


Nach den Deutschen Jugendmeisterschaften in Dortmund bekam Sandra ihre erste Berufung in den Nationalkader des DLV. Beim Länderkampf am 17. Juli 1993 in Neubrandenburg gegen Frankreich lief Sandra in der 4×400 m Staffel an dritter Position.


Die Saison 1994 begann erneut erfolgversprechend. Bei den Saarländischen Hallenmeisterschaften gewann Sandra bei der Weiblichen Jugend A den Titel über 60 m in 7,65 sec. Über 200 m belegte sie hinter Shanta Ghosh den zweiten Platz.
Bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Sindelfingen qualifizierte sich Sandra für den B-Endlauf über 60 m, verzichtete jedoch auf einen Start um sich für den B-Endlauf über 200 m zu schonen, wo sie sich größere Chancen ausrechnete. Das Pokern lohnte sich. Sie gewann den B-Endlauf in 24,82 sec. und wurde insgesamt Fünfte. Shanta Ghosh gewann den A-Endlauf und wurde Deutsche Meisterin.

Ihren bisherigen Höhepunkt erlebte Sandra dann im Anschluss an die Deutschen Jugendmeisterschaften. Sie wurde zum Hallenländerkampf am 19. Februar 1994 in Moskau eingeladen und startete dort in der olympischen Staffel (100/200/300/400 m) und gewann mit der deutschen Staffel.


Zum Ende der Hallensaison 1994 belegte Sandra Abel in der Jugend-Hallenbestenliste des Deutschen Leichtathletikverbandes bei der Weiblichen Jugend über 60 m den 10. Platz und über 200 m den 5. Platz.

Beim Pokal der Freundschaft am 22. Mai 1994 war Sandra die erfolgreichste Punktesammlerin für das saarländische Team.

Bei den Saarländischen Jugendmeisterschaften im Juni 1994 in St. Wendel siegte Sandra Abel über 100 m in 12,22 sec. vor Stephanie Hort (SV Saar 05) und über 200 m in 25,45 sec.


Im September 1994 nahm Sandra mit der Leichtathletikmannschaft des Albertus Magnus-Gymnasium in St. Ingbert an dem Nachwuchswettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ im Berliner Olympiastadion teil. Eine besondere Ehre wurde ihr zuteil. Als Vertreterin der saarländischen Teilnehmer durfte sie am Festbankett im Hotel Estrel mit dem Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und der Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth teilnehmen.


Am Jahresende ihrer bisher, erfolgreichsten Saison (1994) stand Sandra dreimal in der saarländischen Bestenliste der Weiblichen Jugend B auf Rang eins. Über 100 m in 12,15 sec., 200 m in 24,60 sec. und über 300 m in 40,33 sec.
Wie es in der sportlichen Karriere von Sandra Abel ab dem Jahr 1995 bis zu ihrem Karriereende 2003 weitergeht, lesen sie in wenigen Wochen auf dieser Seite im 2. Teil dieses Artikels.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Iris Hensel, Gradys Chai von der Laage, Lutwin Jungmann, Horst Diehl und den Rohrbacher Heimatfreunden.
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