
Als Gründer der Rohrbacher Glashütte wird ein Dr. Disidus Rover genannt, der von 1662 bis 1697 katholischer Pfarrer in Homburg war. Die Rohrbacher Glashüitte gehörte damals den Herzögen von Zweibrücken die das Anwesen auf der Basis strenger Verträge verpachteten. Ein erster Versuch zur Gründung einer Glashütte schlug 1696 fehl, weil es an Fachleuten mangelte. Es dauerte dann 50 Jahre lang bis ein neuer Versuch gestartet wurde, eine Glashütte zu gründen.
1746 erwirbt ein Johannes Weigand das Recht im Glashüttertal eine Glashütte zu errichten.
Zu dem Gesamtkomplex gehörte ein Hofgut in der Größe von 80-100 Morgen Wald,
Wiesen, Ackern und 3 Weihern entlang des Kleberbaches.
1747-48 wurde mit der Glasproduktion begonnen. Es wird ein Glasmachermeister Wolfgang
Eberhard Nikolaus und ein Glasmacher Nikolaus Niebling genannt.
Die Produktion von Gebrauchsglas gab schließlich dem Ort und dem ganzen Tal seinen
Namen, ..Rohrbacher Glashütte“

Die Glasproduktion lohnte sich nicht. Der Grund war, dass die Nachbarglashütten in
Friedrichstal und Merchweiler schon mit Kohle feuerten, die Rohrbacher aber noch auf
Holzfeuerung angewiesen waren, was ein unüberbrückbarer Wettbewerbsnachteil war.
Geldgeber für eine Umrüstung auf Kohlefeuerung waren nicht vorhanden. Die benötigten Mengen an Steinkohle waren enorm. So sollte der St. Ingberter Kohlenhändler Menges laut einem Vertrag die Steinkohlen liefern aber der Hüttenbeständer konnte nicht zahlen.

1749 wurde die Glashütte wegen zu hoher Schulden von einem Jakob Stenger ersteigert. Auch
Stenger geriet in finanzielle Schwierigkeiten. 1752 war auch Stenger bankrott.
1753 war die Rohrbacher Glashütte in einem ,,ganz ruiniertem Zustand“, weder Fenstern noch Türen waren vorhanden
Im gleichen Jahr ordnete die Rentkammer (herzogliche Behörde) eine Besichtigung der
Glashütte an, um den Zustand und die Kosten der Erneuerung an der Glashütte feststellen zu lassen.

1754 wurde die Glasproduktion endgültig eingestellt und die Glashütte versteigert. Barthel Hussong Schneidermeister und Landwirt in Webenheim ersteigert am 26.01.1754 die Rohrbacher Glashütte und wird l. Hofbeständer. Auch er hatte kein Glück, das Vieh hatte ihn bettelarm gefressen. Er starb 1764/65.
1765 werden die ältesten Söhne Johann Georg und Johann Peter Hussong sowie Andreas
Russi, Schwiegersohn von Barthel Hussong Bestandsnachfolger auf dem Glashütterhof.
Während der französischen Revolution ändert sich der Besitzerstatus: Aus Pächtern der Hofteile werden Eigentümer. Nach mehreren Generationen heiratet am 8. Februar 1872 Elisabeth Hussong, zehntes Kind von insgesamt 12 des Johann Wilhelm Hussong, wohnhaft im heutigen Haus Jung einen Christian Riedschy aus Dudweiler. Das Ehepaar erbaut 1876 das Haus am Eingang des Glashütterhofes, das spätere Gasthaus „Rohrbacher Glashütte“





Am 24. November 1900 steht nach fast 150 Jahren ein erneuter Versteigerungstermin an und das gesamte Anwesen Hussong- Riedschy mit den beiden Häusern, Nebengebäuden und circa 100 Morgen Wiesen und Ackern geht an Ludwig Pauly, der wie bereits der Gründer des Hofes, Barthel
Hussong, ebenfalls aus Webenheim stammt. Pauly kauft weiteres Land auf, wie die vorliegenden 15 Kaufverträge belegen. Darunter ist auch das Anwesen von Peter Rau mit über 6 Hektar Land, das Pauly im Jahr 1917 ersteht, sodass insgesamt über 31 Hektar (rund 126 Morgen) durch die Hände der Familie Pauly gehen. Fast das gesamte Glashüttertal bis hinauf zur Glashütter Dell, wo die heutige Edelweißhütte steht, gehörte damals den Paulys. In der Tat, ein großes Hofgut für unsere Gegend, das dank Paulys Initiative 1929 Strom und Wasser, damals noch von der französischen Grubenverwaltung – Mines Domaniales francaises de la Sarre-erhält.

Der aus Saarlouis-Roden stammende Peter Rau kommt 1860 bis 1870 durch Ersteigerung oder Einheirat in die Linie Russy (anschließend Neuschwander und Klein) in den Besitz deren Hofes. Deren Hof stand mit den zugehörenden Stallung und zwei Schuppen auf dem heutigen Parkplatzgelände am Glashütterhof. Noch vor 1906 erwirbt Rau eine Schankerlaubnis. Dies ist die Geburtsstunde der ersten Wirtschaft auf dem Glashütterhof. Als Ludwig Pauly das Gebäude erwirbt, geht auch die Konzession an ihn über. Im Jahr 1921 eröffnet er im ehemaligen Riedschy Haus eine eigene Gastwirtschaft.

Aus der Chronik der Familie Hussong wird eine Familie Johann Jakob Jung genannt, die 1790 noch Hofbesitzer auf dem Glashütterhof waren. Sie hatten 2 Töchter Salome und Elisabeth. Nähere Angaben sind nicht bekannt. Es wird angenommen, dass die Töchter diesen Teil des Hofes, mit Wohnhaus, Stall und ca. 4 Morgen Land 1860/70 verkauft haben. Ein Georg Valentin Wagner Schlaghüter auf der Rohrbacher Glashütte, hat diesen Besitz 1860/70 erworben. Er war 1824 geboren und heiratete eine Magdalena Hauser. Die Tochter Wilhemine Wagner, die am 04.05.1849 auf dem Glashütterhof geboren wurde, heiratet am 12.04.1873 einen Ludwig Hussong geb. 02.06.1846. DessenTochter Bertha Hussong heiratet einen Konrad Scherer geb. 01.11.1881 auf der Spieser Mühle. Schwiegersohn Konrad übernimmt um die Jahrhundertwende das Anwesen, der das Wohnhaus 1914 umbaute.

Fotos des Glashütterhofs Anfang der 50er Jahre.
1929 eröffnete Familie Konrad Scherer ein Kaffee und erwarb 1930 die Konzession zum Alkoholausschank. 1941 übernahm eine Familie Hugo Dhein, 1956 ein Adolf Lindinger, 1958 eine Familie Lenge und 1963 eine Familie Denne (heute Dumont) die Gastwirtschaft, die heute noch von Familie Dumont unter dem Namen: ,,Gasthaus zur Rohrbacher Glashütte“ geführt wird. Sie ist seit über 40 Jahren im Besitz der Familie Dumont und heute ein beliebtes Ausflugsziel.



Überfall auf dem Glashütterhof
Eine historische Begebenheit, an die sich nur wenige Mitbürger erinnern, beziehungsweise noch nie etwas über den Überfall gehört haben. Der Überfall ereignete sich am 13. Januar 1946 vor nunmehr 70 Jahren. Hannelore Kaiser, Gerlinde Jung, geborene Pauly und Blandina Michaeli, geborene Klam (Mutter stammt vom Glashütter Hof) schilderten folgenden Ablauf. Hannelore Kaiser, geborene Hussong, berichtete: ,,Der Uberfall geschah in der Nacht vom 13. Januar 1946. In dieser Zeit war noch eine Sperrstunde angeordnet, d.h. nach 21 Uhr durfte niemand mehr ohne Sondergenehmigung auf die Straße gehen. Gegen 23 Uhr, so berichtete Hannelore Kaiser, fuhren mindestens sechs Männer in Militäruniform mit amerikanischen LKW auf das Gelände der Glashütte in Rohrbach und sperrten die Eltern von Hannelore Kaiser in das Schlafzimmer ein. Alles, was in Küche und Wirtschaft brauchbar war, wurde eilends zusammen gerafft, auf die LKW geladen und mitgenommen. Das Gleiche geschah auch in den Anwesen von Familien Dhein und Pauly. Bei Ludwig Pauly wurden außerdem noch ein lebendes Schwein und alle ,,eingesulberte“ (eingepökelte) Fleisch- und Wurstvorräte mitgenommen. Die gesparten 2OOO Mark von Hannelore Hussongs Großvater hatten die Räuber glücklicherweise übersehen. Nach ca. zwei Stunden waren alle Räuber auf einen Pfiff und Hubton plötzlich verschwunden. Ein französischer Offizier kam einige Tage später auf die Glashütte und ließ sich den Überfall schildern und die zuständige französische Kriminalpolizei (Suretee) nahm den Uberfall auf. Nachforschungen durch die Militärbehörde führten zu keinem Ergebnis. Man vermutete damals, dass Bewohner des Fremdarbeitslagers Lebach an dem Überfall beteiligt waren. Männer aus Neumühle nahe Landstuhl wurden ebenfalls vernommen und zur Gegenüberstellung nach St. Ingbert gebracht, jedoch ohne Ergebnis.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Gerlinde und Ernst Jung, den Rohrbacher Heimatfreunden, Walter Gehring, Albert Senzig, Horst Diehl und Friedrich Müller.
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