Das Johannesfest war früher eines der größten Volksfeste in Rohrbach. „Gehannsdaa“ wie man es im Volksmund nannte, wurde immer am Wochenende nach dem Namenstag des St. Johannes am 24. Juni gefeiert. Auch als Stampesfest wurde es bekannt.
Als der Preußische Knappenverein Rohrbach den 24. Juni 1868 zum Tag der Fahnenweihe wählte, gewann dieser Tag an Anziehungskraft. Sonntagsmorgens zogen die in den preußischen Gruben beschäftigten Bergleute mit Musik und Patronatsfahne nach St. Ingbert in die Engelbertskirche zum Gottesdienst. Bekanntlich gab es in Rohrbach damals noch kein Gotteshaus.
Aus nah und fern kamen am Nachmittag viele Besucher nach Rohrbach und genossen das das bunte Treiben in den Straßen und Wirtshäusern. Verkaufsstände, Schaubuden, Karussels und Schiffschaukel boten Unterhaltung für jung und alt. Mit der Errichtung der Pfarrei zogen die Knappen und Abordnungen der verschiedenen Vereine zum Festgottesdienst in die Pfarrkirche St. Johannes.
Im Jahr 1934 fand zum ersten Mal im Rahmen des Johannesfestes ein großer Kinderfestzug statt. Samstags begann das Fest mit der Sonnwendfeier der Turngesellschaft 1912 Rohrbach. Am Sonntagmorgen fand dann die Kirchenparade der Knappen und der anderen Vereine statt.
Höhepunkt war aber der Festzug der Kinder am Sonntagnachmittag, der unter dem Motto „Rohrbacher Stampes“ stand. Der Heimat Sitten und Gebräuche sollten die Gruppen zum Ausdruck bringen. Von der oberen Kaiserstraße bis zur Gastwirtschaft Hussong (später Zum Aules), zurück durch die Eckstraße und Spieserstraße zur Ottostraße (heute Ebertstraße) zog der Festzug, ehe er durch die Gartenstraße (heute Jugendheimstraße) ans Ziel Turnplatz kam. Seit dieser Zeit wurde das Johannesfest auch als Stampesfest gefeiert.

1934 – Das Brautpaar Klothilde Haselmaier und Heinz Müller (Bruder von Lehrerin Else Jacob). Dahinter Irmgard Schaar (Friseurgeschäft Schaar), Auguste und Gerhard Schaar (Friseurgeschäft Schaar), Hilde Bastian (Teufelchen), Mathilde Klam (Sekretärs) und Agnes Fickinger geb. Abel

1934 Stampesfest – Auf dem Foto von links nach rechts: Inge Gehring geb. Rohe, Alfons Gaffga, Kunda Kraus geb. Pfeifer, Erika Wagner und Helmut Gaffga (im 2. Weltkrieg gefallen)

1934 – Das Brautpaar Oskar Holweck (später weltbekannter Kunstprofessor) und Agnes Fickinger geb. Abel
Im Jahr 1948 weilte sogar der saarländische Ministerpräsident Johannes Hoffmann an „Gehannsdaa“ in Rohrbach. Nach einem feierlichen Gottesdienst zog der Festzug durch die Kaiserstraße in die Gartenwirtschaft Luitpoldslust.
1968 fand dann auf dem Marktplatz das erste Stampesfest im Festzelt statt. Veranstalter war der Sportverein Rohrbach, der dieses Fest bis 1989 ausrichtete. Es war ein Fest, das jedes Jahr zahlreiche Besucher aus nah und fern nach Rohrbach zog.

Fassbieranstich bei einem Stampesfest im Festzelt durch Oberbürgermeister Dr. Werner Hellenthal, Heinz Wolf und dem ersten Vorsitzenden des SV Rohrbach Paul Dohr
Im Jahr 1969 inszenierte der Sportverein in Verbindung mit den Rohrbacher Schulen in Anlehnung an das Jahr 1934 einen Kinderfestzug. Mit selbstgebastelten Motiven zog der Festzug vom Talgarten auf den Festplatz.
Der Montag war der Tag der Rohrbacher Vereine. Zunächst wurde im Rahmen eines OfL-Turniers in der Rohrbachhalle der Rohrbacher Dorfmeister im Fußball gekürt.

Endspiel um die Rohrbacher Vereinsmeisterschaft im Fussball des Ortsverbandes für Leibesübungen (OfL) zwischen dem Gemeindesport (stehend) und dem TTC Rohrbach (kniend)

Siegerehrung durch den ersten Vorsitzenden des SV Rohrbach Paul Dohr. Von links: Gerhard Güngerich – Hans Georg Tunnat – Frank Kempf – Helmut Mann – Paul Dohr
Wenn dann am Montagabend der Dorfmeister im Fußball geehrt und die bekannte St. Ingberter Tanz- und Showband Happy House ihr berühmtes Lied „Alle meine Entchen“ intonierte und aus Hunderten von Kehlen der Refrain „Wulle Bulle“ kam, gab es im proppevollen Festzelt kein Halten mehr. Nicht selten standen die Gäste auf den Bänken und sangen und schunkelten. Einen Sitzplatz gab es jetzt kaum noch. Der Dienstag war für die Beatmusikfreunde reserviert. Frank Farian, heute weltbekannter Popproduzent, hatte das Festzelt gemietet für zahlreiche Beatgruppen, die für die Jugendlichen aufspielten.

Egon Wittmer aus Rohrbach, Jahrgang 1948, legt bei den Beatfestivals von Frank Farian die schwarzen Scheiben auf.
So war das Rohrbacher Stampesfest über viele Jahre zu einem Anziehungspunkt für Gäste aus nah und fern geworden. Das Zeltfest wurde in diesem Rahmen zum letzten Mal im Jahr 1989 auf dem Marktplatz gefeiert. Nach und nach zogen sich die Schaustellerbetriebe auch zurück, sodass es heute keine Karussels und Autoscooter an „Gehannsdaa“ mehr gibt.
Die Knappen begehen ihren Festzug immer noch alljährlich mit einer Kirchenparade.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Albert Senzig, Elisabeth Gaffga und Agnes Fickinger.
Herrlich dieser Rückblick auf eines der schönsten Volksfeste meiner Jugend . Danke Karl
Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen was du mit deiner Seite für Rohrbach tust.
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Klasse Karl,
Erinnerungen werden wach, hier habe ich Biertrinken und „Dommschwaetze“
gelernt!
„….Rippche,Stambes,Sauerkraut werden jetzt mit Bier verdaut…“
Ich habe den Geruch der Zeltküche und Bier wieder in der Nase, danke Karl!
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hallo karl,
was ich bei dem umzug der kinder nicht ganz verstehe ist die sache mit den brautpaaren. wurden die kinder an diesem tag zu brautpaaren erklärt ? oder was hat das ganze zu bedeuten ??
danke
volker
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Hallo Karl,
das waren meine Anfangszeiten in Rohrbach. Damals war Ingolf als Bierzapfer fast immer in Aktion. Auch ich war oft an der Rostwurstbude tätig. Aber lang lang ist es her. Danke für den Rückblick in alte Zeiten.
Gruß Monika
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Hallo Karl!
Schön,wieder Bilder von alten Festen, wie Gehanstag,
zu sehen.Vielen Dank für Dein Bemühen und mach weiter so!
Gruß Günter Jung
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Hallo Karl,
es ist schön, immer wieder mal was von Rohrbachs „alten Tagen“ zu sehen oder zu lesen. Vielen herzlichen Dank.
Wenn ich sehe, dass ne Nachricht von Dir angekommen ist, stürze ich mich gleich drauf. Das hat Vorrang, alles andere kann warten.
Gruß
Berthold Koch
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Hallo Karl,
Wie immer, war ich nicht enttäuscht von einem neuen Artikel überrascht zu werden. Der ”Gehannsdaa” war auch ein großer Höhepunkt in meiner Jugend. Jeder war in guter Laune und fast alle Leute haben gesungen und getanzt. Die Bilder haben viel geholfen, alte Erinnerungen zu erwecken. Vielen Dank, die urechten Schätze aus Rohrbach darzustellen. Ich bin sicher, alle Rohrbacher, alt oder jung, sind Dir dankbar dafür.
Sehr gute Arbeit!
Gruß
Else Bens
Ottawa, Canada
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Hallo Karl,
das ist ja wieder ein ganz besonderer Artikel.
Erinnerungen, Erinnerungen werden wach …
Schade daß es das nicht mehr gibt, aber die Zeit kann man leider nicht
zurückdrehen.
Gruß
Hans-Joachim Gehring
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Gelungener Beitrag – schöne Erinnerungen an unser Stampesfest. War aber auch mit viel Arbeit für die Mitglieder verbunden.
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Hallo Karl,
wieder ein schöner Artikel, bei dem viele Erinnerungen wach werden. Ich erinnere mich, dass auch immer mal bekannte Stars aufgetreten sind. Ich weis noch, als Margit Sponheimer aufgetreten ist und ich nicht mitdurfte. Ich war zu jung! Aber meine Patin hat mir dann ein Autogramm von ihr mitgebracht, das habe ich bis heute aufgehoben 🙂
Gruß
Martina
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Hallo Karl,
es ist zu schön, was du immer wieder Neues zu „erzählen“ hast. Für mich sind das wunderbare herrliche Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend und auch an meine Mutter.
Dazu muss ich einfach mal DANKE sagen!
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Wir haben Gehannsdaa 1977 geheiratet und waren zum Abschluss noch im Festzelt. War ein Riesenspaß.
Gruß Margit
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Hallo Karl, ich könnte wie bei all Deinen Beiträgen immer nur das eine wiedergeben: ganz toll. Das Schönste für mich ist, dass ich das alles in meiner Jugend noch selbst erlebt habe. Danke
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Ja, ja, ja,…die wirklich gute alte Zeit. Mit Wehmut blicke auch ich auf diese Feste zurück. Schade, dass die Bühnenfotos der „Stars“ dieser Zeit wohl nicht mehr existieren. Die damalige „Happy House“ war der Knaller der Szene und fehlte auf keinem angesagten Feste. Das Feiern der Leute war anders als heute. Ich erinnere mich an ein Auftritt des legendären „Medium Terzetts“….Mit „Ein bisschen Mut“ ging es los, „Ein Loch ist im Eimer“ war der geniale Höhepunkt. Ich habe noch nie in einem Bierzelt soviele lachende und glückselige Leute erlebt. Das bleibt mir ewig in Erinnerung….In Youtube sind die Titel immer noch zu finden.
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