Als man in Rohrbach noch schwimmen konnte – Die Geschichte des ehemaligen Hallenbades

Im Jahre 1967 hatte die Gemeinde Rohrbach eine Turnhalle von der Größe 18 x 33 m und eine Kleinstschwimmhalle mit einer Beckengröße von 8 x 16,66 m geplant. Dieses Projekt sollte in zwei Bauabschnitten ausgeführt werden,

wobei der erste Bauabschnitt die Turnhalle mit den erforderlichen Nebenräumen und die Maschinenräume vorsah. Doch bald wurden in der Verwaltung und im Gemeinderat Stimmen laut, eine größere Schwimmhalle zu bauen.

Nachdem Mitglieder des Vorstandes und des CDU – Ortsverbandes beim Innenminister in dieser Angelegenheit vorstellig wurden, erteilte der Innenminister schließlich die Genehmigung zum Bau einer größeren Schwimmhalle. Anstelle der ursprünglich geplanten Kleinstschwimmhalle entstand nun eine Schwimmhalle mit einer Beckengröße von 10 x 25 m. Darüber hinaus war der Bau einer Sauna vorgesehen. Aufgrund des neuen Raumprogramms musste eine Umplanung erfolgen. Die vorgesehenen Umkleideräume für die Kleinstschwimmhalle wurden nunmehr die Sauna, die Eingangshalle mussten einen Teil der Umkleideräume der neuen Schwimmhalle aufnehmen.

Ende 1971 entschied sich der Rohrbacher Gemeinderat für die Errichtung eines Hallenbades. Der Auftrag wurde im November 1972 zum Preis von 2,6 Millionen DM vergeben. Die Bauarbeiten begannen am 08. März 1973 und wurden von der Baufirma Camus & Dietsch als Generalunternehmer durchgeführt. Durch verschiedene Zusatzarbeiten wie u. a. Einrichtung einer Trennwandanlage, Ozonanlage, automatische Kassenanlage erhöhten sich die Kosten auf 4 Millionen DM. Die Finanzierung erfolgte in Höhe von 2,0 Millionen DM durch Darlehen, der Rest im wesentlichen aus Mitteln des ordentlichen Haushaltes und Grundstücksverkäufen.

Beginn der Aushubarbeiten am 08. März 1973 für das neue Hallenbad

Armierungsarbeiten

Zügig gingen nun die Bauarbeiten voran

Der neue Schwimmhallenkomplex wurde dem Bauwerk des ersten Bauabschnitts (Turnhalle) vorgelagert. Die Schwimmhalle hatte eine lichte Hallengröße von 32,20 x 17,20 m und und eine Raumhöhe von 4,35 m. Das Becken hatte eine Wassertiefe von 1,80 m. Ebenfalls wurde in einem Teil des Beckens ein Hubboden vorgesehen. Er ermöglichte eine Einstellung der Wassertiefe von 0,30 m bis 1,80 m. Außerdem erhielt das Becken am Kopfende 4 Startblöcke.

Schon sind die Umrisse des Schwimmbeckens zu sehen

Der Eingang zum Hallenbad lag auf der Nordwestseite. In dem bereits vorhandenen Untergeschoss zur Turnhalle wurde ein kleiner Kantinenraum eingerichtet, der einen Blick in die Schwimmhalle ermöglichte. Die im hinteren Teil gelegene Saunaanlage umfasste eine Sauna einen Tauchraum, einen Ruheraum und einen Massageraum. Desweiteren waren im Umkleidetrakt je zweimal zwölf Umkleiderkabinen und insgesamt 250 Spinde zum Aufbewahren der Kleidung. Durch zwei Duschräume gelangten die Bädegäste dann in die eigentliche Schwimmhalle.

Die Vorderfront des Hallenbades

„Durch die Fertigstellung dieses Werkes wird bezüglich des Stadtteils Rohrbach ein Ausstattungsgrad erreicht, der zusammen mit der großartigen Ausstattung, die Rohrbach auf anderen Sektoren aufzuweisen hat, seinesgleichen im ganzen Land sucht“ sagte Oberbürgermeister-Beauftragter Dr. Werner Hellenthal am 27. April 1974 bei der Einweihung des neuen Rohrbacher Hallenbades.

Schon am 24. August 1973 konnte der Richtstrauß auf das neue Gebäude gehievt werden

Richtfest mit Vertretern des Gemeinderates und der Baufirmen

Architekt Krauser (2. von links) erklärt Vertretern des Gemeinderates und Bürgermeister Walter Bettinger (4. von links) das Projekt

Der Innenausbau schreitet voran

Alles läuft nach Plan

Die Außenfront des fast fertigen Hallenbades

Am Samstag, dem 27. April 1974 war es dann soweit. Das Hallenbad an der Johannesschule wurde unter Anwesenheit zahlreicher Gäste eingeweiht. Unter den zahlreichen Gästen, die der Einweihungsfeier beiwohnten, galt Dr. Hellenthals (Oberbürgermeister-Beauftragter der Stadt St. Ingbert) besonderer Gruß den Vertretern der ehemaligen Gemeinde Rohrbach, als den „Initiatoren des so erfolgreich abgeschlossenen Werkes“. Durch dieses neue Schwimmbad erfahre das Niveau der Gesamtstadt St. Ingbert einen erheblichen Anstieg.

Eine Auslastung des Bades sollte erreicht werden, wenn täglich 800, wöchentlich etwa 5100 und jährlich etwa 140 000 Badegäste kommen würden. Die mit dem Hallenbad erstellte Sauna war mit einer Jahreskapazität von 9000 Besuchern veranschlagt.

Der Oberbürgermeister-Beauftragte der Stadt St. Ingbert Dr. Werner Hellenthal bei seiner Festrede.

Schlüsselübergabe des Architekten Krauser an den Oberbürgermeister-Beauftragten Dr. Hellenthal

„Die Gemeinde Rohrbach sei als solche absolut lebensfähig gewesen und habe zur Erhaltung ihres Standards der Gebietsreform nicht bedurft, erklärte Hellenthal. Der Gesetzgeber habe sich jedoch bei der Gebietsreform von Motiven leiten lassen, die sich in der Schaffung und Erhaltung eines hohen kommunalen Lebensstandards nicht erschöpfen würden.“ Eine zu späte Erkenntnis der damals, politisch Verantwortlichen, die Rohrbach letztendlich nichts mehr nützte und schließlich nur der neuen Mittelstadt St. Ingbert nützte.

Am Sonntag, dem 28. April 1974 konnte die Bevölkerung das neue Bad besichtigen

Am Sonntag, dem 28. April 1974 war ein Tag der Offenen Tür

Der Badebetrieb ist jetzt voll im Gange

Am 24. Januar 1975 brach in der Sauna des Hallenbades ein Brand aus. Die gesamte Sauna wurde vernichtet. Unmittelbar vor Beginn des Saunabetriebes brach das Feuer aus, zu einem Zeitpunkt, wo sich noch keine Saunagäste im Raum befanden.Dichte Rauchwolken drangen aus allen Ecken des Bades und der angebauten Turnhalle, sodass es zunächst sehr bedrohlich aussah. Durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr, auch mehrere St. Ingberter Löschzüge waren herbeigeeilt, konnte ein Übergreifen auf weitere Teile des Bades verhindert werden. Unmittelbar nach dem Ablöschen des Brandes begannen die Rohrbacher Wehrleute mit den Aufräumungsarbeiten und entfernten die verkohlten Holzteile. Durch den Brand wurden auch die übrigen Bereiche des Bades und der Turnhalle in Mitleidenschaft gezogen. Im Herbst 1975 konnte die renovierte Sauna wieder in Betrieb genommen werden.

1975 Die Sauna hat gebrannt

1991 Die Schwimmabteilung des TV 66 Rohrbach mit ihrem Abteilungsleiter Theo Scholl

Als im September 2005 in St. Ingbert das neue Hallenbad „Das Blau“ eröffnet wurde, war es um das Rohrbacher Hallenbad geschehen. Nach 31 Jahren Bestand wurde es geschlossen.

Das Schulgebäude und links davor die Turnhalle und das ehemalige Hallenbad. Eine Luftaufnahme vom 12. Juli 2020 des Rohrbacher Hobbyfliegers Martin Staut.

Von nun an wurden das Hallenbad und die angebaute Turnhalle ein Schandfleck in direkter Nähe zu dem schmucken Schulhaus. Fenster und Türen mussten zugenagelt werden, weil sie durch den ständigen Vandalismus von Jugendlichen total zerstört wurden. Graffiti-Schmierereien zierten die Mauern rund um das Bad und Turnhalle. Überall wucherte Gestrüpp im Umfeld. Jahrelang wurde über den Abriss des Hallenbades und der Turnhalle diskutiert.

Der Eingang zum ehemaligen Hallenbad

Zugenagelte Fensterscheiben an der Schwimmhalle

Am 21. März 2021 fand eine Begehung des Hallenbades statt

Ein Blick in die Einrichtungen des Hallenbades

Ende Januar 2022 begannen dann die Abrissarbeiten an der Turnhalle und dem Hallenbad.

Eine Aufnahme vom 04. März 2022

Drohnenaufnahmen vom 22. April 2022 von Sascha Berndt von der Saarpfalz-Kreisverwaltung

So sieht der geplante Neubau aus: zwei ineinander übergebenden Kuben für eine Dreifeld-Sporthalle, sowie Räume für eine gebundene Ganztagesschule. Insgesamt werden 12 Millionen Euro in das Projekt investiert.

Dann werden die 1968 von der damals selbstständigen Gemeinde Rohrbach errichtete Turnhalle und das 1974 gebaute Hallenbad endgültig der Vergangenheit angehören.

Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Rohrbacher Heimatfreunde, Martin Staut, Doris Abel und Sascha Berndt von der Saarpfalz-Kreisverwaltung

7 Antworten zu „Als man in Rohrbach noch schwimmen konnte – Die Geschichte des ehemaligen Hallenbades”.

  1. Schade. Die Idee mit dem Schwimmbad war doch großartig! Mir hätte es gereicht und ich hätte mich gefreut, wenn ich ein solches Bad in der Nähe gehabt hätte. Außerdem ist es für Kinder wichtig, Schwimmen zu lernen. Kinder können kaum noch schwimmen heutzutage. Gefährlich.

    Ein ganz toller Bericht, entlang der fantastischen Fotos. Super!

    Christine

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  2. Hier habe ich viele Trainingseinheiten mit dem Schwimmverein St. Ingbert 1911 absolviert. War eine schöne Zeit.

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  3. Avatar von Martin Bettinger
    Martin Bettinger

    In der Turnhalle habe ich mit dem TV 66 Volleyball trainiert. Im Schwimmbecken habe ich zum ersten Mal Lambada getanzt. Ich weiß auch noch mit wem:) Danke, Karl, für die schönen Erinnerungen!

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  4. Obwohl ich meine alte Heimat bereits verlassen hatte, ist es eine wichtige Zeit im Leben der Rohrbacher Gemeinde, daher auch für mich eine interessante Geschichte. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Archivmaterialien und Bilder zu bewahren. Vielen Dank an die Heimatfreunde dafür. Es versteht sich von selbst, dass Karl eine besondere Anerkennung für seine Website und das besondere Engagement gebührt, das es braucht, um solche Berichte zusammenzustellen. Kudus auch an alle die ihn damit unterstützen.

    Else aus Kanada

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  5. Avatar von Dr. Markus Gestier
    Dr. Markus Gestier

    Schöner Artikel, Karl!
    Ich hab das Rohrbacher Bad, in dem ich viele Hunderte Kilometer geschwommen bin in meinem Vortrag und Aufsatz über die Bädergeschichte St. Ingberts gebührend berücksichtigt.
    Herzliche Grüße

    Markus Gestier

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  6. Avatar von Dr. Wolfgang Gschwendtner
    Dr. Wolfgang Gschwendtner

    Lieber Karl,
    ein interessanter Bericht über die leider so kurze Geschichte des Rohrbacher Hallenbades. Leider Gottes ein weiteres Beispiel wie leichtfertig in der Politik mit Steuergeldern und mit dem Weltklima umgegangen wird. Sehr schade. Auch hier in Köln haben öffentliche Gebäude wegen fehlender Wartung oder weil Politiker sich ein Denkmal setzen „müssen“ eine viel zu kurze Lebensdauer. Wie man das ändern könnte wüsste ich allzu gern.
    Vielen Dank für den Bericht und liebe Grüße
    Wolfgang

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  7. Es tut ein bischen weh, die Bilder vom Abriss des Bades zu sehen. Hatten einmal statt Wandertag Schwimmtag,weil es draußen regnete. Freue mich immer, wenn ich etwas aus der alten Heimat höre. Vielen Dank für die tollen Berichte Herr Abel. Sie erinnern sich bestimmt noch an meine Mutter Anni Klam geb. Ruf aus der Knappenstraße. Es grüßt Sie Karla Braun geb. Klam

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