Am 15. September 2022 sind es 90 Jahre her, dass die heutige Pestalozzischule und damalige „ Neue Schule“ eingeweiht wurde. Erst nach der Saarabstimmung im Jahr 1935 wurde sie am 12. Februar 35 auf Beschluss des Gemeinderates nach dem „Reichswalter des Nationalsozialistischen Lehrerbundes“ in „Hans Schemm – Schule“ umbenannt. Viele tausend Rohrbacher sind damit auf engster Weise verbunden und haben hier das unverzichtbare Rüstzeug für ihr späteres Leben bekommen.
Es war ein Donnerstagnachmittag als das Schulhaus feierlich in Anwesenheit von Regierungsvertretern offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. Trotz der Freude bei Gemeinderat und Lehrerschaft über eine neue Schule war ein Missklang aufgetreten, denn das Lehrerkollegium erfuhr offiziell erst einen Tag vor der Einweihung von der Feierlichkeit und bereitete deshalb mit den Schülern auch keine Feier vor.



Der Bau einer neuen Schule war dringend notwendig geworden, weil zu wenige Klassensäle für die große Schülerzahl vorhanden war. Ende der zwanziger Jahre wurden die Knaben in der Wiesentalschule und die Mädchen in der damaligen Denkmalschule unterrichtet. Der Klassendurchschnitt in der Knabenschule betrug zum Beispiel im Schuljahr 1930/31 77 Schüler und im darauffolgenden Schuljahr sogar 83 (!). Im Wiesentalschulhaus standen der Knabenschule vier Klassensäle zur Verfügung. Wohl erkannte der damalige Gemeinderat die Notwendigkeit eines neuen Schulhauses, zumal Ende der zwanziger Jahre bereits sechs Klassen im Wechsel geführt werden mussten, also nachmittags fand bis zu fünf Stunden Unterricht statt.

Mangels fehlender Finanzen zögerte die Gemeinde einen Schulhaus-Neubau hinaus. Die damalige Lehrerschaft wies beim Bezirksamt auf die schwierigen schulischen Verhältnisse in Rohrbach hin mit der Folge, dass die Regierung in Saarbrücken von der Gemeinde den Bau eines Schulhauses verlangte. Als „Gegenleistung“ bewilligte die Regierung für Rohrbach zwei weitere Lehrerstellen. Wenige Monate später, am 28. Mai 1929, beschloss der Gemeinderat den Neubau eines Schulhauses. Die Kosten wurden auf 1,2 Millionen Franken veranschlagt, wozu die Regierung noch einen Zuschuss gab.

Die Ausschachtungsarbeiten begannen am 17. Juni 1931. Im September 1932 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. In einem Zeitungsartikel über die Einweihungsfeierlichkeiten am 15. September 1932 hieß es: „Unter Vorantritt einer Musikkapelle bewegte sich der Festzug vom alten Schulhaus nach dem neuen, viel schöneren Haus auf luftiger Höhe. Dort angekommen hielt zuerst der katholische Ortsgeistliche, Pfarrer Holz, eine tiefempfundene Weiherede und nach ihm der protestantische Ortsgeistliche Pfarrer Oberlinger, Hassel. Baurat Merk als Leiter des Baus gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Neubaus. Es sei doppelt anzuerkennen, dass die Gemeinde in schwerer Notzeit sich zu dem Werk entschlossen habe. In der Erwartung, dass recht viel Segen von dem neuen Schulhaus ausgehen möge, übergibt er die Schlüssel des Hauses dem Bürgermeister“.

Die Lehrer erfuhren amtlich von der Einweihung erst einen Tag zuvor. Aus diesem Grund wurde auch seitens der Schulleitung für keine Feier vorbereitet. Nach der Einweihungsfeier gingen die Lehrer geschlossen in das Gasthaus „Zur Bremm“, während der Gemeinderat und die offiziellen Gäste in das Gasthaus Michaeli gingen. Erst ein „dienstlicher Befehl“ beorderte die Lehrer in das Gasthaus Michaeli.


Vor einigen Jahren luden die Rohrbacher Heimatfreunde, eine Reihe ehemaliger Schüler die in den ersten Jahren die Schule besuchten ein, um etwas mehr zu erfahren aus dem Schulalltag, insbesondere aus der Zeit zwischen 1935 und 1945. Und die Zeitzeugen kamen und erinnerten sich. So schwärmte einer von seinem ersten Lehrer, Ludwig Kessler aus Hassel, welcher im ersten Weltkrieg als Reserve-Offizier diente und schließlich 1942 beim Russland-Feldzug den Tod fand. Woran sich alle Ehemaligen gerne erinnerten, denn die „Neue Schule“ und später „Hans Schemm Schule“ galt als Vorreiter für moderne Schulen. Kein Wunder auch, besaß sie doch – für die damalige Zeit außergewöhnlich – eine große Turnhalle, ein Duschbad mit einer Reihe von Duschen, alle Säle hatten Waschbecken und für die damalige Zeit Toiletten mit Wasserspülung. Für die damalige Zeit schon was Besonderers. Einmal in der Woche ging es mit dem Lehrer zum Duschen. Der Lehrer erklärte dann den Schülern, wie das gemacht wird. Hausmeister Michael Staut steuerte dabei die benötigte Wassermenge.

Hier die Namen der Schüler: 1) Heinz Haberer, 2) Fredi Kessler, 3) Josef Backes, 4) Willi Hammann, 5) Elmar Pfeifer, 6) Helmut Erbelding, 7) Stefan Sesar, 8) Egon Hussung, 9) Gustl Stoltz, 10) Helmut Pfeifer, 11) Engelbert Becker, 12) Philpp Metzger, 13) Werner Schiehl, 14) Kurt Michel, 15) Günter Pfeifer, 16) Theophil Dusemond, 17) Unbekannt, 18) Hans Kessler, 19) Karl Latz, 20) Walter Schulz, 21) Peter Würtz, 22) Walter Rohe, 23) Oswald Gehring, 24) Hansi Grimm, 25) Werner Neuheisel, 26) Egon Fatscher, 27) Lothar Gehring, 28) Karl Groh, 29) Ingolf Hofmann, 30) Unbekannt, 31) Heinz Spaniol, 32) Heinz Abel, 33) Karl-Heinz Zeiger, 34) Huy, 35) Heinz Rupp, 36) Eduard Gebhardt, 37) Günter Luck, 38) Kurt Abel, 39) Werner Michaeli, 40) Hans Müller, 41) Walter Becker, 42) Ernst Conrad, 43) Walter Lesch, 44) Horst Lahm, 45) Alfons Wendel, 46) Walter Biermacher, 47) Alexander Dillbaum, 48) Lehrer Luck
Dann fiel einmal pro Woche zur Erntezeit der Unterricht aus. AlleSchülerinnen und Schüler wurden zum Sammeln von Kartoffelkäfern eingesetzt, damals ein wahre Plage und Gefahr für die Kartoffelernte. Auch Seidenraupen wurden gesammelt. Dies geschah nach Anregung unter Aufsicht von Lehrer Groh. Die Gestelle befanden sich im Lehrerzimmer. Den Schülern wurde aufgetragen Buchsbaumblätter, Maulbeerblätter und stets frisches Laub mitzubringen. Die Seide aus dieser Seidenraupenzucht war für Fallschirme gedacht und die Kokons wurden 1941 an eine Firma geschickt, die daraus Fallschirmseide herstellte.

Besondere Akzente setzte dann der Ausbruch des zweiten Weltkrieges. So gab es zeitweise keine Lesebücher. Lesetexte lieferte die HJ-Zeitschrift „Hilf mit“. Zu Unterrichtsbeginn marschierten die Schüler im Gleichschritt durch den Schulsaal und sangen Kampflieder. Ein kleiner zusätzlicher Anreiz, der Hitlerjugend (HJ) anzugehören, war auch, dass an den Tagen des Dienstes in der HJ für die teilnehmenden Schüler die Hausaufgaben erlassen wurden. Oft mussten sich die Schüler nach einem Fliegeralarm auf die Flucht begeben und einen sicheren Unterschlupf zu suchen.

Mit fortschreitendem Kriegsverlauf änderte sich auch der Daseinszweck des Schulhauses. Die Schule wurde zu einem Lazarett und einem Gefangenenlager. Ein großes rotes Kreuz auf dem Dach wies auf das Lazarett hin. Vom Bliesgau fuhr man auf Lastern verwundete Soldaten bei, um sie im Schulhaus zu versorgen. In den Unterichtsräumen standen Feldbetten. Duschraum und Umkleideraum wurden zum OP-Raum umfunktioniert. In der Turnhalle war der Militärtross untergebracht und im Schulhof neben dem Brunnen stand die Gulaschkanone. Die verstorbenen Soldaten fanden vorübergehende Ruhe in einem Zelt auf der Wiese gegenüber der Schule.
Nach Kriegsende nahmen die Franzosen die Schule als Kommandozentrale in Beschlag. Nach 21 Uhr herrschte eine Ausgangssperre. Wer hinterher aufgegriffen wurde und keinen Passierschein vorzeigen konnte, musste oft zumindest eine Nacht in einer Arrestzelle der Schule verbringen.
Fortsetzung folgt
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Rohrbacher Heimatfreunde, Walter Gehring, Heinz Abel und Horst Diehl.
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