
Am 20. Mai 1950 wurde in der Aula der Oberrealschule Saarbrücken der Pfadfinderbund des Saarlandes (PdS) gegründet. Zu den anwesenden 16 Gründungsmitgliedern und Unterzeichnern der Erklärung gehörte auch der damals 19-jährige Rohrbacher Lothar Gehring.Der Pfadfinderbund PdS ist eine interkonfessonelle Organisation, d. h. jeder Jugendliche gleich welcher Konfession kann diesen Gruppen beitreten.





Schon ein Jahr zuvor hatte sich in Rohrbach ein Freundeskreis zusammengefunden um eine Pfadfindergruppe zu gründen. Man traf sich abwechselnd zuhause bei den einzelnen Mitgliedern, da keine andere Möglichkeit bestand. An einen eigenen Gruppenraum oder gar Heim war damals noch nicht zu denken. 1952 stellte die Familie Rixecker die Büroräume der Fabrikhalle am damaligen Bahnübergang nach Hassel zur Verfügung. Ein schwerer Herbststurm hatte an dieser Werkshalle das Dach teilweise abgedeckt. Damit war der Traum von eigenen Räumen für Gruppenstunden zunichte gemacht. 1953 schenkte die Gemeinde den Pfadfindern eine Baracke, die auf dem Gelände des Bürohochhauses der damaligen Firma Heckel stand. Es fehlte jedoch ein entsprechendes Grundstück, um die Baracke wieder aufbauen zu können. Die einzelnen Bauteile lagerten auf dem Gelände der Familie von Carlowitz, deren beide Söhne inzwischen auch bei den Pfadfindern waren. 1954 wurde von der saarländischen Eisenbahnverwaltung das Gelände an der Bahnlinie neben der Firma Jansen zur Verfügung gestellt. Um auf das Gelände (Bremmenberg) zu kommen, wurde mit Bahnschwellen eine Treppe mit ca. 30 Stufen angelegt. Dann begann der mühsame Aufbau der schweren Teile mit den meist jugendlichen Mitgliedern des Stammes.





1959 beabsichtigt die Firma Jansen ihr Industriegelände zu vergrößern und schlug einen Tausch vor. Für die über 4000 Arbeitsstunden und Überlassung des Pachtvertrages bot der Firmeninhaber Theodor Jansen, ein Heim am Pfeifferwald am Ende des Schwarzen Weges an.



1962 – für Strom und Wasser mussten die Pfadfinder einen ca. 200 m langen Graben vom Haus Munstein bis zum Rohbau ausheben. Mit Hilfe der Pfadfinderfreunde aus Blieskastel und Saarbrücken wurde er nach vielen Monaten fertig gestellt.

Wegen Geldmangels vergingenen fast 2 Jahre bis das Haus bezugsfertig war. Der damalige Ministerpräsident Röder hatte über einen Sonderfond einen Zuschuss gewährt.

1964 am 18. und 19. Juli erfolgt die Einweihung des neuen Pfadfinderheimes. Alle waren begeistert von diesem schönen Haus im Chaletstil mit Innen- und Außenkamin, einem großen Aufenthaltsraum, einer Küche, einem Werkraum, Toiletten und Waschgelegenheiten. Das Gelände war groß genug, um größere Zeltlager darauf durchzuführen.




In einer kleinen Festschrift waren u.a. Grußworte von Firmeninhaber Theodor Jansen, des Ministerpräsidenten Dr. Franz Josef Röder, des französischen Generalconsuls Jacques Fournier, des damaligen Bürgermeisters von Rohrbach Jakob Oberhauser und des damaligen BFMs Jochen Senft von der Bundesführung des BDP (Bund Deutscher Pfadfinder).

Da der großzügige Förderer Herr Jansen am 15. Juli 1964, nur wenige Tage vor der Einweihung überraschend starb, erhielt das Pfadfinderheim den Namen „Theodor-Jansen-Heim“.




Ende der 80er Jahre wurde das Jansen-Gelände von der Firma Groß aufgekauft und das gesamte Gelände „Auf der Platte“ von der Stadt St. Ingbert als Baugelände ausgewiesen. Das schöne Pfadfinderheim wurde nach 25 Jahren am 14.Juli 1989 abgerissen.

Es entstanden Wohnhäuser und ein Kinderspielplatz auf diesem Gelände. Die Landesmark Saar des Bundes der Pfadfinder und Pfadfinderinnen (BdP) erreichte in langen Gesprächen mit der Stadtverwaltung in St. Ingbert, dass diese als Ausgleich den Rohbau für ein neues Heim auf dem ehemaligen Gelände der Familie Rixecker errichten würde. 1988 wurde der Rohbau fertiggestellt. Der BdP Landesmark Saar pachtete das Haus und finanzierte den gesamten Innenausbau. Küche, Brause, Toiletten und Heizung wurden größtenteils in Eigenarbeit fertiggestellt.


Nun stand in Rohrbach wieder ein Pfadfinderheim, nur gab es keine Pfadfindergruppen mehr. Die jungen Männer sind in der Zwischenzeit in der Berufsausbildung oder schon im Beruf. Nachwuchs vor allem an Gruppenführern, fehlt. Mit Gruppenführern aus befreundeten Stämmen wurden wieder Gruppenstunden abgehalten. Leider gingen auch diese nach einiger Zeit in Beruf oder Studium, der Stamm Wikinger existiert quasi nicht mehr. Das Heim steht jedoch weiterhin auswärtigen Pfadfindern für Zeltlager und Schulungen zur Verfügung. 2008 übernimmt die Landesführung des Saarländischen Pfadfinderbundes SPB die Verwaltung des Heimes.
Fotos von Fahrten und Lagern der Rohrbacher “Wikinger“.







Dieser Artikel mit freundlicher Unterstützung von Walter Gehring, Wally Gehring und Albert Senzig.
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