
Zu einer Zeit, als es noch keine Gelben Säcke, keinen EVS und auch keine Müllverwiegung gab, hatte die Gemeinde Rohrbach den „Hase Hannes“ – mit bürgerlichem Namen Johann Allmannsberger. 1950 begann Johann Allmannsberger als Müllkutscher. Vier Jahre später bekam er Unterstützung durch seinen Sohn Adolf. Zusammen mit ihren Pferden „Fuchs“ und „Fritz“ waren die beiden zuständig für die Müllentsorgung der Gemeinde Rohrbach. Von montags bis samstags waren sie im ganzen Ort unterwegs, um den Müll abzufahren. Auch Regen und Schnee, Hitze und Kälte hielten die beiden „Müllmänner“ nicht davon ab, den Unrat der anderen Rohrbacher zu entsorgen. Wahrlich kein Job, um den man die beiden hätte beneiden können.
Vier- bis fünfmal täglich brachten sie ihre volle Fuhre zu den verschiedensten Schuttplätze in Rohrbach, u.a.
- zur S-Kurve in Richtung Spiesen (heutiger Hundedressurplatz des Pudelclubs)
- in den Königswiesen (heutiger Naturrasenplatz des SV Rohrbach)
- in der Mühlstraße (Gelände des ehemaligen Supermarkts „Akkord“)
- am Hohen Wald (heutiges Transformatenhäuschen) und
- in der Hasseler Straße (Richtung Hassel rechts vor dem Viadukt).
Auf einer einzigen Fuhre waren nicht selten ca. dreißig Zentner Müll geladen. Und das war oft nicht bloß Müll. Der „Hase Hannes“ wunderte sich oft, was die Leute für schrottreif hielten. Chaiselongues waren mit dabei, Badewannen, alte Öfen, Kühlschränke, Kisten, Kasten und noch vieles mehr.

Natürlich fiel in der damaligen Zeit nicht soviel Müll an, wie in der heutigen „Wegwerfgesellschaft“. Es gab noch keine Milch im Tetrapak: man kaufte sie im Milchgeschäft in der Kanne. Was es an Lebensmittel zu kaufen gab, war meistens in Papiertüten verpackt. Da die Wenigsten damals eine Heizung hatten, sondern mit Kohle und Holz feuerten, konnte man diese Verpackungen leicht zum Anfeuern benutzen. Lediglich die Brennrückstände wurden dann in Behältern (Bütten oder Eimern) am Straßenrand zum Müllentsorgen für den „Hase Hannes“ bereitgestellt.




Zum Abschied im Jahre 1967 widmete Frau Hilde Robert dem „Hase Hannes“ ein Gedicht:
Wann ich durch annre Orte geh
un Drecksäämre am Rande seh,
die staabfrei werre abgefahr,
do is mir doch das Ääne klar:
Mir sinn in Rohrbach besser dran,
weil mir de Hasehannes hann.
Was steht bei uns doch an de Stroß:
Bidde, Äämre, klän und groß,
die Kinnerscheeß, es alde Rad,
es Bettgestell, es werd gellad.
Un sinn“s aa Dippe sticker zehn,
de Hannes, der loßt kenner stehn.
Un immer hat er froher Mut,
wann er sei staawich Awet duht.
Ich bin sonst e moderni Fraa
und for de Fortschritt ganz und gar,
doch denke ich und ich bekenn:
Ich bin a Hasehannesfän.
Is dann so schlimm, ihr gude Leit,
das Original aus alder Zeit ?
Zeiht uns de Hannes dann nit an,
daß ma aa langsam fahre kann ?
Wann ääns a dies und jenes schreibt:
Ich bin devor, de Hannes bleibt.




Unser einzigartiger Rohrbacher „Müllunternehmer“ starb am 10. Mai 1982 im Alter von 80 Jahren. Der Hase Hannes wird vielen, die ihn gekannt haben, in guter Erinnerung bleiben.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung des Stadtarchivs St.Ingbert, der Heimatfreunde Rohrbach sowie Albert Senzig.
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