JOBA – Josef Bayer, ein Radiopionier aus Rohrbach

Er ist als "de Radio Bayer" eine Marke für sich. Unter der Marke "JOBA" betreibt der Rohrbacher Josef Bayer nach dem 2.Weltkrieg erfolgreich eine von drei Radioproduktions-Firmen im Saarland. Man darf ihn daher zweifellos als "Radiopionier" bezeichnen.
Er ist als „de Radio Bayer“ eine Marke für sich. Unter der Marke „JOBA“ betreibt der Rohrbacher Josef Bayer nach dem 2.Weltkrieg erfolgreich eine von drei Radioproduktions-Firmen im Saarland. Man darf ihn daher zweifellos als „Radiopionier“ bezeichnen.

Josef Bayer, 1899 im saarländischen Altenwald geboren, kam 1924 aus Neustadt im Schwarzwald, wo er eine kleine Gießerei betrieb, nach Rohrbach. Dort begann er als Meister in der Gießerei bei der Rheinischen Armaturen- und Maschinenfabrik, der Vorgängerin der Fa. Theodor Jansen.

Gleichzeitig interessierte ihn damals schon die sich  noch in den Anfängen befindliche Radiotechnik. So eröffnete er 1935  mit seiner Familie in der Spieserstraße 4,  im Hause von Karl Oberhauser (heute Blumen Karoline)  einen Verkaufsladen für Radiogeräte.

Im Jahre 1938 baute er dann  „Auf dem Hochrech“ sein Wohn- und Geschäftshaus. Zu Kriegsbeginn 1939 kam Josef Bayer zur Wehrmacht, was leider zwangsläufig seinen Geschäftsbetrieb zum Stillstand brachte.

Nach Kriegsende 1945 kam der Geschäftsbetrieb wieder langsam in Gang, zunächst mit dem Verkauf von Glühbirnen, Steckdosen, Elektrokabel, Sicherungen usw. Wegen der schlechten Versorgung mit Nahrungsmitteln der Bevölkerung in den ersten Nachkriegsjahren gingen seine Waren oft im Tausch gegen Naturalien (z.B. gegen Butter) über den Ladentisch.

1948 war sein Geschäft bereits so erfolgreich, dass er in  der Kaiserstraße in St. Ingbert ein zweites Radiogeschäft eröffnen konnte.

Um 1950 kamen Verkaufsläden in Saarbrücken in der Johannisstraße , sowie in Neunkirchen in der Hüttenbergstraße hinzu.

1949 Firma JOBA1

Wenn die Saarländer Radios aus dem benachbarten Deutschland kaufen wollten, mussten sie hohe Zollgebühren für die Einfuhr zahlen. Radios aus Frankreich waren dagegen (weil die Saar wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen war) wesentlich billiger. Deshalb wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche französische Radios im Saarland auf den Markt gebracht, die teilweise sogar mit einer deutschsprachigen Skala ausgestattet waren. Aus diesem Grund sind Radios aus dieser Zeit, die man heute noch bei uns auf Flohmärkten oder bei Nachlassauflösungen findet, fast ausschließlich französischer Herkunft.

Mit einer kleinen Belegschaft von ca. 15 Mitarbeitern begann Josef Bayer deshalb mit der Produktion von Radios seiner Eigenmarke „JOBA“ in der alten Seifenfabrik in der Elstersteinstraße in St.Ingbert. Gehäuse, Skalenantriebe und Chassis wurden selbst gebaut. Die Teile wurden von französischen und saarländischen Händlern bezogen. Das Besondere an diesen Geräten der ersten Stunde nach dem Krieg war die Verarbeitung. Die Chassis mit dem Radioaufbau wurden aus Presspappe statt aus Blech gefertigt – aus Materialmangel. Spätere Geräte baute JOBA auf Aluminiumchassis .

Das erste Modell "JOBA" Modell trägt den Namen "Junior" und kostet 11.750 Frs
Das erste Modell „JOBA“ Modell trägt den Namen „Junior“ und kostet 11.750 Frs
Das Innenleben des Models "Junior"
Das Innenleben des Models „Junior“
1949 kommt das Modell " Principal " auf den Markt. Es kostet 19.900 Frs
1949 kommt das Modell “ Principal “ auf den Markt. Es kostet 19.900 Frs
1950 erscheint das Modell " Senior " auf dem Markt
1950 erscheint das Modell “ Senior “ auf dem Markt
1950 Saarmesse in Saarbrücken: Der saarl. Ministerpräsident Johannes Hoffmann (links im Bild) besucht den Stand der Radiofirma ” JOBA “. Firmenbesitzer Josef Bayer (Bildmitte mit grauen Haaren)
1950 Saarmesse in Saarbrücken: Der saarl. Ministerpräsident Johannes Hoffmann (links im Bild) besucht den Stand der Radiofirma ” JOBA “. Firmenbesitzer Josef Bayer (Bildmitte mit grauen Haaren)
1955 Stand der Firma JOBA auf der Saarmesse in Saarbrücken
1955 Stand der Firma JOBA auf der Saarmesse in Saarbrücken
1950 erscheint das Modell " Senior "
1950 erscheint das Modell “ Senior „

 Blicke in die Fertigungsstätten:

Fertigungsstätte Fa.JOBA-1a

Fertigungsstätte Fa.JOBA-7a

Fertigungsstätte Fa.JOBA-3a

Fertigungsstätte Fa.JOBA-4a

Die Mitarbeiterin bearbeitet ein Gehäuse des Modells " Senior "
Die Mitarbeiterin bearbeitet ein Gehäuse des Modells “ Senior „
Im Jahre 1952 brachte " JOBA " mit den Modellen " Jubilar " , erstmals Modelle mit und ohne Drucktasten, sowie mit UKW Empfang auf den Markt
Im Jahre 1952 brachte “ JOBA “ mit den Modellen “ Jubilar “ , erstmals Modelle mit und ohne Drucktasten, sowie mit UKW Empfang auf den Markt

 Im Jahre 1952 war “ JOBA “ noch die einzige Radiofirma im Saarland, wie der folgende Artikel vom 19. April  aus der Saarbrücker Zeitung belegt.

Saarbrücker Zeitung aus dem Jahr 1952
Saarbrücker Zeitung aus dem Jahr 1952
1953 Werbung der Firma JOBA
1953 Werbung der Firma JOBA
Im Jahre 1951 bringt die Firma JOBA ihren ersten Musikschrank mit Plattenspieler auf den Markt
Im Jahre 1951 bringt die Firma JOBA ihren ersten Musikschrank mit Plattenspieler auf den Markt
Musikschrank JOBA Modell " Präsident " mit einem Tefifon, zum Abspielen von Schallbandkasetten, die wie Schallplatten mit einer Nadel abgespielt werden kann
Musikschrank JOBA Modell “ Präsident “ mit einem Tefifon, zum Abspielen von Schallbandkasetten, die wie Schallplatten mit einer Nadel abgespielt werden kann
Musikschrank mit einem Radio Modell " Senior"
Musikschrank mit einem Radio Modell “ Senior“
Musikschrank Modell " Principal "
Musikschrank Modell “ Principal „

Mangels Rentabilität wurde die Fabrikation von Radios im Jahre 1956 eingestellt.

Josef Bayer baute an sein Wohn- und Geschäftshaus in Rohrbach „Auf dem Hochrech“ rückseitig einen zweistöckigigen Fertigungs- und Lagerraum. Hier wurden dann vorwiegend Musikschränke und – truhen in die  Grundgeräte verschiedener Herstellermarken eingebaut. Außerdem wurde in der vorhandenen Reparaturwerkstatt mit wenigen Mitarbeitern die entsprechenden Arbeiten ausgeführt.Im Oktober 1957 wurde die Firma JOBA umbenannt in „Funktechnische Werkstätte und Fabrikation“.  Ende der 50er Jahren als das Fernsehzeitalter richtig begann, wurde dann die Produktion ganz eingestellt. Josef Bayer konzentrierte sich schließlich wieder auf den Verkauf von Radio- und Fernsehgeräten.

Im Jahre 1966 ist Josef Bayer verstorben. Das Geschäft wurde dann von seiner Ehefrau und zwei seiner drei Töchter bis 1971 weitergeführt. Nach dem Tode seiner Ehefrau im Jahre 1998 wurde das Wohn – und Geschäftshaus verkauft. Die Ära JOBA war entgültig beendet.

Werbung für Radio durch Firma JOBA

Bei dem Festumzug "100 Jahre selbständige Gemeinde Rohrbach" am 4. September 1949 fährt dieser Wagen mit und macht Reklame für JOBA-Radios. Der Chef der Firma, Josef Bayer, sitzt im ersten Foto auf der Ladefläche (mit Sonnenbrille und weißem Hemd). Die Aufschriften auf dem Wagen lauten: Erstes Bild: "Radio hören... heißt doppelt leben." -- "Mit Lip ist es genau ... 15 Uhr!" (Lip ist eine französische Uhrenmarke, für die mit diesen Worten eine Zeitlang bei der Zeitansage Werbung gemacht wird.) -- "Versuch dein Glück" / "Der runde Tisch" / "Die Saarlandbrille" (Namen von drei beliebten Sendungen von Radio Saarbrücken.) Unteres Bild: "Früher: Radiohören ein Sport - Heute: ohne Radio? - ein Leben auf dem Mond." (Man darf nicht vergessen, dass der Beginn regelmäßiger Rundfunksendungen in Deutschland damals gerade erst etwa 25 Jahre zurückliegt!)
Bei dem Festumzug „100 Jahre selbständige Gemeinde Rohrbach“ am 4. September 1949 fährt dieser Wagen mit und macht Reklame für JOBA-Radios. Der Chef der Firma, Josef Bayer, sitzt im ersten Foto auf der Ladefläche (mit Sonnenbrille und weißem Hemd). Die Aufschriften auf dem Wagen lauten: Erstes Bild: „Radio hören… heißt doppelt leben.“ — „Mit Lip ist es genau … 15 Uhr!“ (Lip ist eine französische Uhrenmarke, für die mit diesen Worten eine Zeitlang bei der Zeitansage Werbung gemacht wird.) — „Versuch dein Glück“ / „Der runde Tisch“ / „Die Saarlandbrille“ (Namen von drei beliebten Sendungen von Radio Saarbrücken.) Unteres Bild: „Früher: Radiohören ein Sport – Heute: ohne Radio? – ein Leben auf dem Mond.“ (Man darf nicht vergessen, dass der Beginn regelmäßiger Rundfunksendungen in Deutschland damals gerade erst etwa 25 Jahre zurückliegt!)
1949 Festzug 100 Jahre selbständige Gemeinde Rohrbach
1949 Festzug 100 Jahre selbständige Gemeinde Rohrbach

Weitere Informationen über Radio- und Fernsehgeräte aus saarländischer Produktion finden Sie auf der Webseite von Rainer Freyer:

www.saar-nostalgie.de/Radiogeraete

Ganz herzlich möchte ich mich bedanken bei Michael John aus Holz, aus dessen Privatarchiv einige Fotos auf dieser Seite stammen. Herr John ist  noch im Besitz einiger Originalgeräte der Firma JOBA.

6 Antworten zu „JOBA – Josef Bayer, ein Radiopionier aus Rohrbach”.

  1. Ein toller Bericht :
    Mit seinem Enkel Wolfgag Geschwendtner
    machte ich in den Jahren 1964 – 1966
    zusammen Musik in eine Band .
    Der Vater von Wolfgang baute für ihn
    2 Gitarren Lied und Bass
    sowie einen Verstärker.
    Es gibt davon auch auch Bilder
    die ich Dir bei Bedarf zur Verfügung stellen kann !!!

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  2. Super der Bericht:
    Auch unsere Familie war Kunde bei Radio-Bayer auf dem Hochrech in Rohrbach, aber die Firmengeschichte kannte ich nicht.
    Ein sehr interessanter Bericht!!!
    Weiter so Karl.
    DANKE
    Alois Paul

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  3. Hallo Karl
    Du hast schon so viele tolle BERICHTE MIT DEN DAZUGEHÖRIGEN
    Bildern geliefert.Ist schon sehr toll,vor allem man kann auch diese schönen Bilder dazu sehen.Ist mir immer wieder ein besonderer Genuß.
    Danke für diese Wertarbeit.
    Anita

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  4. Hallo Karl, wie immer ein ganz toller Bericht . Es ist immer wieder interessant zu lesen, was früher in unserem Ort los war. Und diese tollen Bilder einfach klasse das Ganze
    Danke
    Sonja

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  5. Absolut SUPER! Sogar für mich als Sammler alter Röhrenradios waren viele neue Informationen in diesem Bericht zu finden. In meinem kleinen Museum befinden sich bereits 7 verschiedene Joba-Modelle und ich bin weiterhin auf der Suche nach Geräten zur Ergänzung meiner Saarland-Sammlung. Herzliche Grüße aus Heusweiler Michael John

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  6. Hallo Herr Abel,

    suchen Sie in dem Beitrag nach „Die Mitarbeiterin bearbeitet ein Chassis des Modells ” Senior “ und ersetzen Sie „Chassis“ durch „Gehäuse“. (Chassis ist das Teil welches später in das leere Gehäuse eingebaut wird. Die Dame bearbeitet das leere Gehäuse)

    Beste Grüsse,
    Georg Richter

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