
Aus den ersten Kriegstagen ist den älteren Rohrbacher und St. Ingberter Mitbürgern der 9. September 1939 noch in besonderer Erinnerung. In den frühen Nachmittagstunden (es war ein Samstag) wurde ein französisches Aufklärungsflugzeug von deutschen Jagdflugzeugen bei einem Luftkampf in Brand geschossen und stürzte in Rohrbach auf die Mattenfabrik Hauck in der Spieserstraße.
Nach übereinstimmenden Augenzeugenberichten entwickelte sich über Rohrbach gegen 14 Uhr in 3000 bis 4000 Meter Höhe ein Luftkampf zwischen einem zweimotorigen französischen Aufklärungsflugzeug und drei oder vier deutschen Jagdflugzeugen des Typs Me 109. Das laute Geknatter der Bordwaffen lockte zahlreiche Bürger auf die Straße, die den einseitigen Luftkampf beobachteten.
Nach wenigen Augenblicken zog das feindliche Flugzeug eine Rauchfahne hinter sich her. Rasch an Höhe verlierend, flog es in Richtung St.Ingbert, um dann in einer weiten Schleife wieder Kurs auf Rohrbach zu nehmen. Die seltsamen Kurskorrekturen ließen bei den damaligen Augenzeugen die Vermutung aufkommen, dass der Pilot beim Luftkampf verletzt oder getötet worden war und die übrige Besatzung eine Notlandung im Wiesengelände zwischen Rohrbach und St.Ingbert versuchte.

Zu dieser Zeit ging der Schuhmacher Heinrich Staut nach St.Ingbert, um dort zu beichten. Obwohl er etwas schwerhörig war, hörte er hinter sich einen dumpfen Aufschlag. Ein Besatzungsmitglied des brennenden Flugzeuges war abgesprungen, doch der Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Auf einem Acker auf dem „Kreizhiwwel“ fand man die Leiche des französischen Offiziers.
Der Augenzeuge Erwin Oberhauser spielte in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle mit seinem Bruder Fußball. Er schildert den Absturz des Flugzeuges so: „…Das brennende Flugzeug flog direkt über mehrere Häuser der Spieser Straße. Man spürte die Hitze des brennenden Flugzeuges, das noch etwa 30 bis 40 Meter hoch war. Es stürzte auf die Mattenfabrik und in wenigen Augenblicken stand hier alles in Flammen“.
Eine große Menschenmenge sammelte sich an der Absturzstelle an, ohne an eine mögliche Explosionsgefahr zu denken. Doch plötzlich entdeckte man mehrere längliche Behälter, und man glaubte allgemein an Bomben. Die umstehenden Leute wurden aufgefordert, in die Keller zu gehen, um weiteres Unheil zu vermeiden. Nachträglich stellten sich diese Behälter als Sauerstofflaschen der Flugzeugbesatzung heraus.
Wenig später vermisste die Familie Hauck ihren neunjährigen Sohn Edgar. Man fand ihn später tot unter den verbrannten Trümmern mit drei weiteren Besatzungsmitgliedern des Flugzeuges. Schutzsuchend war er im Moment der Gefahr in das Gebäude gerannt, auf das wenige Sekunden später das Flugzeug aufschlug.

Ein weiteres Besatzungsmitglied war ebenfalls aus dem brennenden Flugzeug ausgestiegen. Der Fallschirm hatte sich bei ihm ebenfalls nicht geöffnet, so dass auch er den Tod fand.
Am darauf folgenden Montag hieß es im Wehrmachtsbericht: „Französische Aufklärungsflugzeuge versuchten am Samstag Erkundigungsflüge diesseits der Grenzen durchzuführen. Sie wurden durch unsere Jagdflieger und durch Flakartillerie abgewehrt. Sieben französische Flugzeuge wurden abgeschossen“ .
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Albert Senzig und Klaus Zimmer.
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http://www.flugzeugabstuerze-saarland.de/html/saarpfalz.html
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