In einer mehrteiligen Serie soll die Geschichte der rührigen Rohrbacher Kolpingfamilie aufgezeigt werden. Im ersten Teil geht es um die Anfangsjahre von 1924 bis zur Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg im Jahr 1959.
Weiterlesen: Vom Jünglingsverein zur Kolpingfamilie Rohrbach – Die AnfangsjahreSeit dem Jahr 1913 bestand in Rohrbach der katholische Jünglingsverein. Hatten die Mitglieder ein reiferes Alter erreicht oder heirateten, schieden sie aus dieser Gemeinschaft aus. Schon längere Zeit trug man sich deshalb mit dem Gedanken, einen katholischen Gesellenverein zu gründen. Diese Idee wurde von etlichen jungen Männern, die in St. Ingbert bei der Firma Kaiser & Schlaudecker arbeiteten und dort mit Angehörigen des St. Ingberter Gesellenvereins zusammenkamen. Einer der Hauptinitiatoren war Hans Charrois, der vom damaligen Rohrbacher Kaplan Ballof unterstützt wurde.

Männer des Rohrbacher Jünglingsvereins
In der Vorstandssitzung des Jünglingsvereins vom 14. Januar 1924 wurde die Gründung eines katholischen Gesellenvereins beschlossen und im Februar vollzogen. Am 24. Februar fand die Gründungsversammlung im Lokal Karl Würtz (Glasersch Wirtschaft) statt.

Der Vorstand des katholischen Gesellenvereins im Gründungsjahr 1924
Vom 06. – 08. September 1924 wurde die Gründungsfeier, verbunden mit dem Verbandsfest der katholischen Gesellenvereine des Saargebietes durchgeführt in Form eines großen Volksfestes. Leider wurde der erste Präses, Kaplan Ballof, den den neuen Verein mit viel Enthusiasmus belebt hatte, im Juli 1924 versetzt. Unter den nachfolgenden Präsides, Kaplan Förth, Ackermann und Habermehl wurde der Verein weitergeführt.

Titelseite der Festschrift zur Gründungsfeier
Am 16. Januar 1926 übernahm Professor Dr. Niklas als Nachfolger von Pfarrer Stollhof die Pfarrei St. Johannes. Unter seiner Präsesschaft sollte die Bedeutung des Gesellenvereins mehr Außenwirkung erlangen.Deshalb strebte er eine handwerkliche Ausstellung aller Gesellen des Vereins an, die im September 1927 an 6 Tagen stattfand. Bei dieser Fachausstellung waren selbstgefertigte Arbeiten von 41 Lehrlingen, Gesellen und Meistern fast aller Handwerkssparten zu bestaunen.

Fotos von der sechstägigen Handwerksausstellung des Gesellenvereins im Lokal Karl Würtz (Glasersch Saal)
Am 13. Mai 1928 fand die Fahnenweihe mit den schwarz-orangenen Farben bei einem Festgottesdienst statt, an den sich ein großer Festumzug zum Festplatz am Hohen Wald anschloss.

Der Festumzug auf dem Weg zur Johanneskirche (Im Hintergrund das Haus, an der heute das Bürgerhaus steht)

Die Fahnenabordnungen der verschieden Vereine (Im Hintergrund das Haus, an der heute das Bürgerhaus steht)

Der katholische Gesellenverein im Jahr 1928 mit ihrem Präses Niklas am Tag der Fahnenweihe
Durch die Teilnahme der pfälzischen Gesellenvereinskapellen reifte die Idee, auch in Rohrbach eine Musikkapelle zu gründen, was unter dem späteren Präses Jakob Langenstein geschah.

Ein Foto aus dem Jahr 1984: Präses des ehemaligen Gesellenvereins Jakob Langenstein und der Präses der jetzigen Kolpingfamilie Leo Köller
1931 wurde die bisherige Hauskapelle des Gesellenvereins offiziell die Musikapelle des katholischen Gesellenvereins. Sie spielt bei Veranstaltungen des Vereins und der Kirche, gelegentlich auch bei außerkirchlichen Feiern. Dirigent der Kapelle war Johann Schaar.

Unsere Aufnahme aus dem Jahr 1928 zeigt die Musikkapelle des Gesellenvereins: in der vorderen Reihe von links: Paul Erlemeier, Oswald Neu, Karl Wadle, Jakob Wind, Heinrich Staut, Alfons Klahm, Alfons Bettinger, Ferdinand Klahm und Oskar Marx. In der mittleren Reihe von links: Hans Huy, Willi Staut, Clemens Deckarm, Alex Müller, Heinrich Weirich, Johann Schaar, Oskar Charrois, Emanuel Würtz, Karl Holweck, Peter Bachmann.In der hinteren Reihe von links: Michael Klam, Albert Braun, Valentin Michaeli, Friedrich Pfeifer und Albert Michely
Im Januar 1935 geriet der Gesellenverein bedingt durch die damlige Arbeitslosigkeit und Feierschichten seiner Mitglieder in eine finanzielle Schieflage. Es mussten die Instrumente, Noten und Zubehör an die Pfarrgemeinde St. Johannes übertragen werden. Unterhaltung und Wartung der Instrumente waren dem Verein nicht mehr möglich. Ihre Instrumente durften die Mitglieder noch nutzen. Bedingt durch die damaligen, politischen Zeiten wurde der Gesellenverein verboten. Die Hauskapelle des Gesellenvereins nannte sich nun Stahlhelmkapelle.

1935 Die Stahlhelmkapelle. Rechts im Bild der spätere Rohrbacher Bürgermeister Jakob Oberhauser
Aufgrund der politischen Verhältnisse musste der Verein in der Hitler-Zeit seine Tätigkeit einstellen.
Erst im April 1959 konnte der der Gesellenverein bzw. die Kolpingfamilie wieder neu insLeben gerufen werden.

Am Sonntag, dem 19. April 1959 fand die Gründungsversammlung der Kolpingfamilie im Gasthaus Zur Post (Glasersch) statt.

Die Westpfälzische Rundschau vom 21. April 1959 berichtet über die Gründungsversammlung

Vier Gründungsmitglieder der Kolpingfamilie, die auch auch schon bei der Gründung des Gesellenvereins 1924 dabei waren. Von links nach rechts: Christian Pfeifer („de Peifer Krischan“), Albert Michely („de Aumacher Albert“), Clemens Roschlock und Nikolaus Becker („de Becker Niggel“).
Fortsetzung folgt
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Rohrbacher Heimatfreunde und Doris Abel. Details wurden verschiedenen Festschriften der Rohrbacher Kolpingfamilie entnommen.

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