Eine Attraktion war für viele Rohrbacher das alljährliche Kahlenbergfest. Vor allem die jüngeren Festbesucher freuten sich auf etwas ganz Besonderes: die Fahrt mit dem Sessellift vom Fuße des Kahlenbergs hoch zur Kahlenberghütte. Was man sonst eher von den alpinen Sommer- und Winterurlauben kennt, bot Rohrbach den Besuchern des Kahlenbergs über lange Jahre vor Ort. Die Fahrt mit dem Sessellift auf den 372 m hohen Hausberg der Rohrbacher war weit und breit ein einmaliges Erlebnis.
Dabei war der Gemeinde Rohrbach die Entscheidung zum Bau des Sessellifts nicht leicht gefallen. Erst nachdem der Kaufmännische Direktor der Firma Pohlig-Heckel-Bleichert Otto Bartholomä einen akzeptablen Preis genannt hatte, begann man mit der Planung der Liftanlage.
Am Freitag, den 27. Juli 1973 war es soweit. In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste wurde die damals im Saarland einzigartige Attraktion ihrer Bestimmung übergeben. Die 500 m lange Sesselbahn hatte 16 Doppelsessel und eine Fahrgeschwindigkeit von 1,3 m pro Sekunde. In sieben Minuten hatte man die 100 m Höhendifferenz von der Tal- zur Bergstation über fünf Stützen geschafft. Der Sesselabstand betrug 62,5 m. In einer Stunde konnten somit 150 Personen auf den Kahlenberg transportiert werden. Die Preise betrugen für die einfache Fahrt 1 DM und für die Auf- und Abfahrt 1,50 DM.
Bürgermeister Bettinger dankte bei der feierlichen Eröffnung vor allem den Arbeitern der Gemeinde, den Soldaten der Patenkompanie Zweibrücken, die beim Bau der Sesselbahn tatkräftig im Einsatz waren, den Pfadfindern und sonstigen Jugendgruppen, der Forstverwaltung, dem Naturschutzbund, dem Regierungsvertreter und dem Gemeinderat, der die finanziellen Mittel bewilligt hatte, was nicht leichtgefallen war.
Das größte Lob gab es jedoch für Montageinspektor Karl Michaeli, Oberrichtmeister August Herber und Schlossermeister Gustav Hussong für ihre monatelange unentgeltliche und selbstlose Arbeit an der Baustelle. Der Rohrbacher Bürgermeister Walter Bettinger und der Landrat Albert Schwarz waren die ersten, die mit dem Sessel auf die Höhen des Rohrbacher Hausberges gebracht wurden. In der Talstation warteten währenddessen bereits Hunderte Männer, Frauen und Kinder ungeduldig darauf, ihre persönliche Jungfernfahrt in luftigen Rohrbacher Höhen genießen zu können. Für alle Besucher war an diesem Tag im Übrigen die Benutzung des Sessellifts kostenlos.
In den folgenden beiden Jahrzehnten hat sich sicherlich fast jeder Rohrbacher mindestens eine jährliche Fahrt auf dem Sessellift nicht nehmen lassen.
Gleichzeitig mit der Eröffnung des Sessellifts auf dem Kahlenberg wurde eine weitere Attraktion für Kinder eingeweiht, nämlich der Abenteuerspielplatz “Fort Larremie”- ein Fort, wie man es bis dahin eigentlich nur aus Wildwest-Filmen kannte.
Hinter dem Wehrgang des Forts gab es eine Traberhütte, einen Indianerwigwam, einen Saloon und einen 12,50 Meter hohen Turm, zu dem 45 Stufen hinaufführten
Leider nagte an der Anlage bald der Zahn der Zeit. Die turnusmäßigen Instandhaltungsarbeiten reichten Anfang der 90er-Jahre nicht mehr aus: während nach einem mehr als einjährigen “Dornröschenschlaf” der Sessellift am 10. Juli 1992 zunächst nach einer Generalüberholung noch einmal wiedereröffnet worden war, musste der Sessellift am Kahlenberg im Jahr 1995 endgültig stillgelegt werden. Es war niemand mehr bereit, die immensen, jährlichen Unterhaltskosten zu tragen.
1996 gab es allerdings nochmals die Hoffnung auf eine Wiedergeburt der Kahlenberg-Attraktion: Ein Investor plante, eine Sommerrodelbahn von 600 m Länge am Kahlenberg zu errichten. Leider scheiterte das Projekt an der fehlenden Genehmigung der Untere Naturschutzbehörde, des Forsts und des Umweltministeriums.
Mittlerweile ist von der Anlage Sessellift am Kahlenberg nichts mehr zu sehen. Alles wurde abgerissen.
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung von Albert Senzig, Seppl Allgayer und Herbert Schwarz
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